Hattingen. . Vor 40 Jahren wurde über die Sanierung des Haidchens diskutiert. Dafür musste ein Kompromiss gefunden werden. Heute bleibt das Gebiet außen vor.

  • Vor 40 Jahren befürchtete die Stadt am Haidchen eine „Ghettobildung für Gastarbeiter“
  • Die Interessen von Denkmalschutz, Hütte, Wohnstätten AG und Stadt mussten beachtet werden
  • Heute ist das Haidchen in Welper aus den Plänen für den Stadtumbau West vorerst gestrichen

Die Haidchen-Sanierung erhitzt die Gemüter vor 40 Jahren. 1976 titelt die WAZ: „Den gemeinsamen Nenner finden – SPD verlangt unbürokratische Maßnahmen“. Einstimmig sprach sich der Ortsverein Welper damals für eine Sanierung des Ortsteils aus. Auch zuletzt stand der Bereich „Auf dem Haidchen“ wieder auf der Maßnahmenliste der Stadt zum Stadtumbau West. Vorerst wird es nun dort aber doch keine Veränderungen geben.

Viele Interessen prallten 1976 aufeinander. Da ist der Landeskonservator einerseits, der einen Großteil der Häuser unter Schutz stellen will. Hier die Wohnstätten AG, die alles abreißen und neu bauen will. Und die Hütte, die Parkplätze für Werksangehörige schaffen will und am Immissionsschutz arbeitet. Und dazu noch die Stadtverwaltung, die das ganze Gebiet sanieren und neu strukturieren möchte. Eine „Ghettobildung von Gastarbeitern“ befürchtete die Stadt.

Siedlung entstand als arbeitsplatznaher Wohnraum

Ursprünglich war die Siedlung entstanden, um Hüttenarbeitern in der Nähe zu ihrem Arbeitsplatz Wohnraum zu bieten. „Auch heute gibt es hier so gut wie keine Geschäfte. Es ist ein Wohngebiet“, sagt Ortsbürgermeister Dieter Oxfort. Entsprechend müssten die Menschen vom Haidchen zum Einkaufen bis zum Welperaner Ortskern laufen. „Aber am Haidchen wird nichts gemacht werden“, ist Oxfort sicher. Dabei sei es von der Entfernung nicht abgelegen. Trotzdem: „Für Welper ist das Haidchen fast Ausland.“

Tatsächlich wurde das Gebiet aus den Plänen für den Stadtumbau West wieder herausgenommen, bestätigt Baudezernent Jens Hendrix. Ursprünglich waren um die 10 000 Euro für eine städtebauliche Planung vorgesehen. „Es wurde politisch beschlossen, dass wir das erstmal nicht brauchen“, sagt Hendrix. Er weiß aber auch: Ein Einzelhändler fehlt. Perspektivisch könne das Haidchen das Versorgungszentrum Welper stärken, derzeit sei der notwendige Platz für den Handel aber nicht vorhanden.

Anwohner am Haidchen waren mit Quartier verwurzelt

Auch Dieter Oxfort weiß, dass die Welperaner zum Einkaufen oft in die Stadt fahren: „Schon vor Jahren habe ich prognostiziert, dass Welper eine sterbende Stadt ist. Zum Glück ist es nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet.“

Schon vor 40 Jahren jedenfalls waren die Anwohner am Haidchen tief mit ihrem Quartier verwurzelt. So enthüllt ein Gutachten aus dem Jahr 1974, dass sich die Anwohner zwar Staub-, Geruchs- und Lärmbelästigung ausgesetzt sahen und die wenigsten die Situation als gut oder erträglich beschrieben. Dennoch wollten die meisten der Bewohner am Haidchen bleiben.

Im Zuge der Sanierung gab es übrigens einen Kompromiss: Einige Häuser wurden unter Schutz gestellt, viele saniert, andere abgerissen und zum Schutz vor Lärm und Staub entstand ein Schutzwall.

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