Hattingen. . Mütter von Neugeborenen bekommen sie in der Krankenstation. Babys kommen oft mangelernährt und sehr leicht zur Welt. Neues Projekt ist in Planung
- Seniorin aus Niederwenigern sucht noch dringend Frauen, die mit ihr Strampler stricken wollen
- In den Lehmhütten in Afrika ist es oft sehr kalt und zugig, Kinder würden sonst nur in Tücher gewickelt
- Neues Projekt für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ist in der Planungsphase
Früher, da hat Marianne Bortlisz (82) schon mal Strümpfchen für einen Kindergarten gestrickt. Inzwischen strickt sie ganze Strampler inklusive Mützen und Strümpfchen in farbenfrohen Farben, über die sich die Mütter von Neugeborenen in Afrika freuen.
Johannes Küpperfahrenberg (62) von der Afrika-Hilfe-Stiftung mit Sitz in Niederwenigern bringt die Sets regelmäßig nach Ruanda. „Der Ort ist 1800 Meter hoch gelegen. In den Lehmhütten ist es oft zugig und kalt. Außerdem sind viele Mütter mangelernährt, das bedeutet, dass die Kinder oft sehr klein mit unter zwei Kilo Gewicht auf die Welt kommen und auch unterversorgt sind“, berichtet er.
Babykleidung gibt es in den Dörfern einfach nicht
Die von der Stiftung ausgebildeten Näherinnen würden keine Babykleidung herstellen, „darum können wir die Strampler mitnehmen, nehmen den Arbeiterinnen vor Ort nicht ihre Einnahmequelle weg“, erörtert er. Babykleidung würde es in der ländlichen Region schlicht nicht geben. „Kinder werden einfach in Tücher gewickelt.“
Marianne Bortlisz zeigt stolz Fotos von afrikanischen Babys in ihren Stramplern. Sie freut sich, Nützliches zu fertigen. „Ich stricke schon mein Leben lang“, sagt die siebenfache Mutter, zehnfache Großmutter und zweifache Urgroßmutter aus Niederwenigern. Für Enkel, sagt sie, stricke sie nicht mehr. „Weil ich nie gesehen habe, dass sie die Sachen getragen haben“, schmunzelt die gelernte Handweberin, der es auch Spaß macht, die Wolle einzukaufen. Immer 20 Knäuel Baumwolle holt sie ein, etwa zweieinhalb braucht sie pro Set.
Im März soll ein Koffer voller Strampler fertig sein
47 Sets hat Küpperfahrenberg inzwischen mit nach Ruanda genommen, weitere acht sind schon wieder fertig — und es werden mehr werden, bis Küpperfahrenberg voraussichtlich im März wieder mit einem Koffer voller Strampler nach Afrika reist – und dann bei der herzlichen Begrüßung auch Kinder in Marianne Bortlisz Stramplern sehen wird.
„Ich kann nicht fernsehen ohne zu stricken. Ich brauche etwa drei Tage für einen Strampler mit Mütze und Strümpfen“, sagt die Seniorin, die sich noch strickende Helferinnen oder natürlich auch Helfer wünscht. Denn: Täglich wird in der von der Stiftung unterstützten Krankenstation Gikore ganz im Süden der Diözese Butare in Sichtweite der Grenze zu Burundi ein Baby geboren.
Gebärende nehmen mehrstündigen Fußmarsch auf sich
Drei bis vier Stunden Fußweg nehmen die Gebärenden teils auf sich. Sie erhalten von dem Krankenstation-Team nach der Geburt Mehl, Zucker, Seife, eine Waschschüssel – und eben ein bis zwei Strampler. Es werden also viele Strampler benötigt. „Ich würde mich freuen, wenn Frauen hierher zu mir zum gemeinsamen Stricken kämen, aber sie können das natürlich auch alleine daheim machen“, erklärt die gebürtige Gelsenkirchenerin, die auch früher immer ihre Kinder bestrickt hat.
Häkeln und Klöppeln kann sie übrigens auch – beim Klöppelkongress 2014 in Hattingen beherbergte sie eine Expertin. „Aber ich klöpple nicht mehr, das will doch heute keiner mehr haben“, argumentiert Marianne Bortlisz, die lieber Nützliches fertigt – wie die heiß begehrten Strampler nach eigenem Strickmuster.
Wer Marianne Bortlisz beim Stricken unterstützen mag, meldet sich bei ihr unter Telefon 02324 40 582.
Haus Glaube und Licht steht auf sicheren Füßen
Die Förderung für das Haus „Glaube und Licht“, einem Heim in Ruanda für elternlose Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, konnte die Afrika-Hilfe-Stiftung nach zwölf Jahren einstellen, weil es auf festen Füßen steht.
Nach einem Nachfolgeprojekt musste Johannes Küpperfahrenberg von der Stiftung nicht lange suchen: „Wir arbeiten in Ruanda mit dem Direktor der Caritas zusammen, er ist bei uns auch im erweiterten Vorstand. Er berichtete, dass es in der Higiro-Gemeinde weiter unten im Süden viele behinderte Kinder gebe.“ Die Gegend sei unterentwickelt, hier gelte ein behindertes Kind noch als Strafe Gottes – oder aber als Fluch eines Vorfahren.
Junge Christen wollen sich vor Ort sozial engagieren
Mit seiner Frau Bea Küpperfahrenberg reiste der Helfer in die Region, traf sich mit einer Gruppe junger, christlicher Menschen. „Sie möchten sich neben ihrem Beruf als Krankenpfleger oder Lehrer sozial engagieren. Sie sind losgegangen, ermittelten den Bedarf. Sie kamen in kurzer Zeit auf 60 Kinder und 40 Jugendliche mit einer Behinderung.“
Ziel des neuen Projekts, das noch in der Planungsphase ist, soll es ein, die Mütter und Familien zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig helfen können. „Außerdem wollen wir aufklärerisch tätig sein, Vorurteilen begegnen“, so Küpperfahrenberg. Geschaut werden soll zudem, welche Hilfen notwendig sind, also ob z.B. Rollstühle, Gehhilfen benötigt werden. Projektinfo: http://afrika-hilfe-stiftung.de, Spendenkonto Genobank Essen: Afrika-Hilfe-Stiftung, IBAN: DE 09360604880119100500, BIC: GENODEM1GBE