Hattingen. Im Plätzchen-Backhaus auf dem Kirchplatz machen Kinder ihre Kekse selbst. Sie spenden Adveniat zwei Euro und helfen bedrohten Völkern in Ecuador

  • Im Plätzchen-Backhaus machen Kinder ihre Kekse selbst
  • Sie spenden Adveniat zwei Euro und helfen damit bedrohten Völkern in Ecuador
  • Einwohnerin berichtet über die Lage in dem kleinen Dorf Sarayaku

Teig zum Knµeten liegt auf einem großen Tisch bereit. Daneben Förmchen, bunte Streusel und Zuckerguss. Hier in der Hütte ist es lauschig warm, die Öfen heizen schon vor. Der Duft von Weihnachten liegt in der Luft. „Plätzchen backen für die gute Sache“ heißt es in diesem Jahr auf dem Hattinger Weihnachtsmarkt.

Die gemeinnützige Organisation Adveniat ist ein katholisches Hilfswerk, das sich für Menschen in Lateinamerika einsetzt. Zu diesem Zweck fördert die Einrichtung zahlreiche gemeinµnützige Projekte weltweit. Spenden werden zurzeit auch in Hattingen gesammelt: Ein Plätzchen-Backhaus steht mitten auf dem Kirchplatz, wo Kinder jeden Tag um 15.30 und 17.30 Uhr für eine Spende von zwei Euro selber Kekse ausstechen, dekorieren und verspeisen dürfen. Ehrenamtliche aus den Gemeinden unterstützen sie dabei tatkräftig.

Heute kommt eine besondere Besucherin ins Backhaus, es ist Patricia Gualinga aus Ecuador. Sie möchte sich selbst ansehen, durch welche Initiativen Adveniat ihre Heimat unterstützt. Auch dort feiern die Menschen die Geburt Jesu. In Lateinamerika geschieht das zwar ein wenig anders als hier – ohne Tannenbaum oder Weihnachtsgans. Doch es ist genauso ein Familienfest. Plätzchen gebacken hat Gualinga bisher noch nie, doch jetzt hilft sie tüchtig mit.

Viele Dörfer sind bedroht

Patricia Gualinga stammt aus dem kleinen Dorf Sarayaku im Amazonas-Gebiet. Neun Länder durchfließt dieser wasserreichste Fluss der Welt, darunter Brasilien und Ecuador. Am Rande des Flusses haben sich im Laufe der Zeit mehr als 400 einheimische Völker angesiedelt. Doch all diese Dörfer sind bedroht, denn das Land rund um den Amazonas ist sehr wertvoll. Erdöl- und Edelmetallvorkommen sind dort überall zu finden. „Um an die wertvollen Rohstoffe zu kommen, vertreiben große Firmen die Menschen auf brutalstem Wege aus ihren Siedlungen“, erzählt Gualinga. „Und das, obwohl ein internationales Gesetz dies verbietet. Bäume, die für die Eingeborenen heilig sind, holzen sie einfach ab.“ Das habe auch ökologische Folgen und treibe den Klimawandel voran.

„Zuletzt wollte eine Erdölgesellschaft das Dorf Sarayaku zerstören. Was daraufhin passiert, ist revolutionär“, erklärt Thomas Jung, Bildungsreferent von Adveniat. „Die Bewohner reichen Klage gegen den Staat Ecuador ein – ihr wird stattgegeben, die Siedlung bleibt bewohnbar. Das ist bis heute einzigartig und Sarayaku genießt dafür weltweit hohes Ansehen. Obwohl die Menschen dieses Dorfes sicherlich Mut bewiesen haben, ist die Gefahr für die anderen Völker noch lange nicht gebannt.“ So hat es sich Patricia Gualinga zur Aufgabe gemacht, auf die Völkervertreibungen aufmerksam zu machen. Dazu reist sie um die ganze Welt und erzählt von den Problemen in ihrer Heimat.

Gegen das Abholzen der Wälder

Doch was können Einzelne gegen die weltweite Ausbeutung und das Abholzen der Wälder tun? „Wir müssen uns mehr informieren, was da überall genau passiert“, ist Jung überzeugt. „Wir sollten überlegen, wie wir den immensen Energie- und Wasserverbrauch verringern können. Zum Beispiel könnten wir einfach das Licht ausschalten, wenn wir den Raum verlassen. Das Auto nicht jede Woche waschen. Von fünf Gläsern Wasser, die in Europa getrunken werden, stammt das Wasser für eines aus Amazonien. Wenn dort etwas zerstört wird, betrifft das auch uns.“