Winfried Langendonk hat keine leichte Aufgabe. Er muss die Katholiken in Hattingen auf einen Zusammenschluss vorbereiten, den keiner wirklich will. Ab Oktober gibt es nur noch eine große Pfarrei

BAUSTELLE KIRCHE ST. PETER UND PAULDie finale Phase hat begonnen, keine 100 Tage mehr bis zur Gründung der neuen Pfarrei St. Peter und Paul. Winfried Langendonk ist bald der einzige katholische Pfarrer in der Stadt, weil durch die Neuordnung im Ruhrbistum alte Hierarchien wiederbelebt werden. Ein Pfarrer also, mehrere Pastoren. "Ich bin quasi der XXL-Pfarrer", sagt Langendonk, künftig Chef der bisher eigenständigen Gemeinden St. Peter und Paul, Heilig Geist in Winz-Baak, St. Josef in Welper, St. Johann Baptist in Blankenstein, St. Mauritius in Niederwenigern und St. Engelbert in Niederwenigern. St. Mariä Empfängnis in Bredenscheid ist bereits seit 2001 ein Pfarrbezirk von Peter und Paul.

Keine leichte Aufgabe für den Mann, der im vergangenen Herbst an der Bahnhofstraße eingezogen ist. Denn ab dem 1. Oktober kürzt Essen die jährlichen Mittel für Hattingen von bisher 500 000 Euro auf nur noch 250 000 Euro. Dies ist der Stichtag für den Neustart. Für alle Gemeindemitglieder wird die Gründung gemeinsam mit Weihbischof Franz Vorrath am 28. Oktober gefeiert.

"Es wird jedem klar sein, dass wir den bisherigen Standard nicht halten können", sagt der Pfarrer. Entscheiden, wie es weitergeht, wird der neue Kirchenvorstand. Dieser wird voraussichtlich im November gewählt, 16 Mitglieder werden dem Gremium angehören, das über Immobilien, Finanzen und Personal entscheiden muss. Zum Jahreswechsel soll sich dann herauskristallisieren, was mit der Kirche in Bredenscheid, aber auch mit den Pfarrheimen in Bredenscheid, Blankenstein, Niederbonsfeld und Winz-Baak passiert. Für alle Gebäude gibt es kein Geld mehr, alle Gemeinden haben Fördervereine für den Erhalt gegründet.

"Die Frage ist: Wo wollen wir hin? Und dafür gibt es jetzt schon kleinere Koordinierungskreise", so Winfried Langendonk. "Das Problem ist: Jede Baustelle, die aufgemacht wird, entwickelt andere Baustellen." Deshalb sei der Kontakt nach Essen zurzeit enorm. "Diese Umstrukturierung ist einmalig - so etwas gibt es kein zweites Mal auf dieser Welt." Seit dem vergangenen Jahr mache das Bistum Schulden, "wir hoffen, dass wir im Jahr 2011 aus der Misere heraus sind" (Langendonk).

Ab dem 7. Oktober plant der Stadtpfarrer eine Tour durch Hattingen. Los geht es in Niederwenigern, wo er gemeinsam mit Alt-Bischof Hubert Luthe zum Jahrestag der Seligsprechung von Nikolaus Groß einen Gottesdienst in St. Mauritius hält. Bis zum 13. Oktober - es ist die Woche des ewigen Gebets - ist er jeden Tag in einem anderen Stadtteil und stellt sich vor.

Und seine Arbeit natürlich. "Jeder Betrieb hat einen Business-Plan", erklärt er. "Auch die Kirche." Pastoral-Plan heißt er hier. "Das ist eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung: Was können wir noch machen? Was lassen wir wegfallen?" Sensible Themen, die von den Gemeindemitgliedern sicher kritisch beäugt werden. "Wir müssen unsere Aufgaben noch genauer festlegen. Und uns immer wieder prüfen."

Eine Menge Theorie ist das, die erst mit der Zeit mit Leben gefüllt werden kann. Winfried Langendonk gibt in Peter und Paul quasi einen Manager. "Vor Anfang 2006 hätte ich nie damit gerechnet, dass solche Aufgaben auf mich zukommen", erklärt er im Gespräch. "Doch zum Glück habe ich Leute an meiner Seite. Gute Leute, die sehr fähig sind.""Wir werden den Standard nicht halten können."