An diesem Sonntag wird die Gründung der katholischen Großpfarrei mit einer Messe begangen.Was sich für Personal und Bauten genau ändert, wird sich aber erst ab Ende November herausstellen
Pfarrer Winfried Langendonk spricht, ohne dabei nach Pfarrer zu klingen: "Wichtig ist, dass die Menschen in Jesus Christus ihre Mitte sehen, nicht in dem eigenen Kirchturm."
In Hattingen ist dieser Satz gerade alles andere als eine pastorale Floskel. Denn immer noch ist unsicher, was aus den gemauerten Kirchtürmen wird, für die künftig kein Geld vom Bistum mehr da ist, zum Beispiel dem in Bredenscheid. Unklar ist auch, wie es für die einzelnen Gemeinden und ihre Mitarbeiter weitergeht, die am 1. Oktober formell zu der neuen Großpfarrei wurden. Entscheidungen über konkrete Veränderungen sind erst Ende November zu erwarten, wenn der neue Kirchenvorstand gewählt ist. Bis dahin leitet Langendonk die Pfarrei zwar allein: "Aber ich treffe keine langfristigen Entscheidungen."
Eines ist klar: Der bisherige Standard wird sich nicht halten lassen. Es steht nur noch halb so viel Geld zur Verfügung. Trotz aller Sorgen und Unklarheiten, soll die Gründung der Großpfarrei diesen Sonntag gefeiert werden. Weihbischof Franz Vorrath wird in die Kirche St. Peter und Paul kommen und ab 16 Uhr die Messe lesen.
Pfarrer Langendonk lädt ein: "Es wird genug Platz für alle sein." Vor gut einem Jahr kam er nach Hattingen, um den Zusammenschluss vorzubreiten und zu begleiten. Nun, kurz vor der äußeren Feier, bemüht er sich, das Gute am Umbruch zu sehen: "Es ist vielleicht eine Chance, über den eigenen Kirchturm hinweg zu schauen und zu sehen, dass es auch in anderen Gemeinden Christen gibt."
Ein Bild dafür könnte ein alter Brauch sein, von der er erzählt: "Das ewige Gebet", eine Tradition im Bistum Essen seit dessen Gründung 1958. Früher wechselten sich die einst 250 Pfarreien so ab, dass täglich Messe und Anbetung gefeiert wurde - ewig, sozusagen. Doch irgendwann fehlten die Gemeindeglieder und die Pfarrer. 1958 gab es 1,5 Millionen Katholiken im Bistum, heute sind es 900 000.
"Das ewige Gebet bekam Lücken", sagt Langendonk. Die Neuordnung habe es wiederbelebt: Jede der 43 Pfarreien sei nun für eine Woche zuständige. Als das Gebet Anfang Oktober in die neue Großpfarrei kam, reiste Pfarrer Langendonk mit. Durch die sieben Kirchen. Er feierte Messen, sprach mit Gemeindegliedern: "Manche sind resigniert", sagt er, "andere blicken positiv in die Zukunft."
Grund zur Resignation gäbe es. Der neue Kirchenvorstand, der am 24./25. November gewählt wird, steht vor schweren Aufgaben. Der Haushalt muss mit halb so viel Geld auskommen. Und der Personalbestand muss um die Hälfte reduziert werden. "Wir werden versuchen, das ganze sozial abzufedern", sagt Langendonk.
Selbst manch Ehrenamtlicher hat seinen Tätigkeitsbereich schon verloren. Die Kirchenvorstände der vorher selbstständigen Gemeinden wurden aufgelöst. "Ich hoffe, dass diese Ehrenamtlichen weiter am Ball bleiben", sagt Langendonk.