Im August wurde in der Gaststätte Geldmann das letzte Pils gezapft. Das Pächterpaar Kickermann verabschiedete sich in den Ruhestand. Der neue Besitzer plant nun eine neue Kneipe an der Essener Straße
Gut drei Monate ist es her, da wurde in der Gaststätte Geldmann das letzte Pils gezapft. Nach 117 Jahren wurde die Traditionskneipe im Schatten des Doms geschlossen.
Knobelklubs, Skatrunden und der Sparverein verloren ihr Stammlokal, der CDU-Ortsverein musste sich nach einem neuen Versammlungsraum umschauen. "Weil das Lokal so günstig zwischen dem evangelischen und dem katholischen Friedhof liegt, fand hier auch meistens das Kaffeetrinken nach der Beerdigung statt. Aber auch Geburten, Hochzeiten, Kommunionen und andere Ereignisse wurden hier gefeiert", erzählte Theo Haske anlässlich der anstehenden Schließung im Sommer diesen Jahres.
Die Zeit der Kneipe war abgelaufen. Die Pächter, das Ehepaar Irmgard und Jürgen Kickermann, wollten sich in den Ruhestand verabschieden. Schon vor der Schließung war das Haus von den Besitzern verkauft worden. Der neue Besitzer wollte die Wirtschaft nicht neu verpachten, sondern Wohnraum schaffen.
Und es sah auch so aus, als würde die ehemalige Gaststätte zum außergewöhnlichen Wohnhaus. Im Rahmen der RTL-Doku-Serie "Unser neues Zuhause" wurden die Räume vorgestellt. Die Hattinger Unternehmensberaterin Susanne Müser-Nasri suchte ein neuen Haus für sich und ihre Tochter. Vorgestellt wurde ein Reihenhaus in Welper, ein Fachwerkhaus auf dem Kirchplatz und die Gaststätte Geldmann. 120 000 Euro sollte das Haus kosten. Die Kandidatin entschied sich für Niederwenigern. "Sie träumt schon von ihrer Perlenwerkstatt in ihrem 50 Quadratmeter großen Wohnzimmer, an der Stelle, an der sich jetzt noch der Männergesangsverein trifft", dichtet dazu die RTL-Homepage.
Aus den Perlenträumen wurde dann aber wohl doch nichts: Nur einen Tag nach dem Kauf wurde das Haus schon wieder veräußert. Neuer Besitzer: der ehemalige Architekt Horst Figge aus Niederwenigern. Eine Schnellschuss-Entscheidung, meint Figge rückblickend.
Zurzeit wird das alte Haus kernsaniert. "Wir müssen erst mal alles wieder auf Vordermann bringen." Neuer Besitzer, neue Pläne: Horst Figge möchte wieder eine Gastwirtschaft an der Essener Straße etablieren. "Es klagen ja viele, dass die Kneipe zugemacht hat", meint er, besonders der Saal werde vermisst. Er selbst sei früher ab und an Gast bei Geldmann gewesen. Eine gute Kneipe, meint er.
Bis Pils und Korn wieder fließen können, ist noch einiges zu tun. "Vieles war ja nur provisorisch gemacht", erklärt Figge. Eine neue Heizung wird installiert, neue sanitäre Anlagen, alles muss neu gefliest werden. "Dieses Jahr geht da noch drüber hinweg", befürchtet der Hausbesitzer. So hat er wenigstens genügend Zeit, sich nach einem neuen Pächter umzuschauen. "Das wird wieder, wie es früher war", hofft Figge.