Etienne ist gerade erst einen Monat alt und schon eine bedeutende Person. Er ist das letzte Baby, das im Ev. Krankenhaus geboren wurde. Seit Anfang Dezember werden echte Hattinger nur noch zu Hause geboren
DER HATTINGER DES JAHRES Essen, schlafen, essen - für Etienne hat der Tag noch eine ziemlich einfache Struktur. Dass ihm dabei nicht langweilig wird, liegt daran, dass er gerade erst einen Monat alt geworden ist. Weihnachten, der Jahreswechsel - für den Säugling keine große Sache.
Für seine Eltern, Liljana und Sebastian Borek, ist der kleine Kerl mit dem vollen Haar natürlich etwas ganz Besonderes. Und auch in Hattingen spielt der Kleine eine große Rolle: Er ist das letzte Kind, dass im Ev. Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Ein Kind, an das sich viele ehemalige Mitarbeiter der Station noch lange erinnern werden.
Am 29. November wurde er geboren, zum 1. Dezember wurde die Geburtsstation geschlossen. Echte Hattinger werden von nun an selten. Weil die meisten Mütter in Krankenhäusern entbinden, sind Hausgeburten rar. Gerade einmal zwei Hausgeburten registrierte die Hattinger Statistik im Jahr 2007 (Stand 31. Oktober).
"Die Hebamme hat den Kreissaal nach uns zwar noch einmal vorbereitet, aber es kam niemand mehr", erinnert sich Sebastian Borek. Er hat sich mit seiner kleinen Familie gut aufgehoben gefühlt. "Die ganze Geburt und die Vorbereitungszeit waren echt schön", sagt er.
Fürs EvK hatten sich die beiden nicht zuletzt wegen der räumlichen Nähe entschieden. Von Welper aus dauert es nicht viel länger als fünf Minuten zum Krankenhaus. Außerdem ist Sebastian selbst vor 30 Jahren dort geboren worden. Falls die Boreks ein weiteres Kind bekommen sollten, wird es diese kleine Tradition nicht fortsetzen können. Schade, finden sie, aber: "Momentan machen wir uns keine Gedanken darüber." Schließlich haben sie mit ihrem kleinen Etienne genug zu tun. Die beiden haben sich für den französischen Vornamen entschieden, weil sie etwas besonderes haben wollten. Etienne bedeutet laut Vornamens-Lexikon Krone oder Kranz.
Liljana Borek (29) hat ihr Zimmer im EvK mit drei weiteren Frauen geteilt. "Die ganze restliche Station war voll mit Privatpatienten aus anderen Bereichen", erzählt ihr Mann. Die Stimmung bei den Schwestern und Hebammen sei schon seltsam gewesen. "Viele Krankenschwestern hatten schon die Tränen in den Augen, weil sie 20 Jahre auf dieser Geburtsstation gearbeitet haben."