Hattingens Dezernent für Schule, Soziales, Sport, Kultur, Jugend und Job-Agentur hatte gestern seinen letzten Arbeitstag. Nach acht Jahren als politischer Wahlbeamter geht Michael Lunemann in Pension
Andreas Bomheuer tritt sein Amt am 1. Juni an. Offiziell verabschiedet wird sein Vorgänger als Sozial- und Kulturdezernent am 14. Mai. Doch gestern schon zog Michael Lunemann die Tür seines Dienstzimmers an der Bahnhofstraße ein letztes Mal hinter sich zu. Resturlaub - der Dezernent ist raus. Wirklich?
Um 11 Uhr hat der Ruheständler von morgen heute seinen ersten Termin: Die Freiwillige Feuerwehr Hattingen-Mitte bittet zum Tag der offenen Tür. Lunemann wird kommen. Wie immer. Und: Er wird immer wieder hingehen. Wie zum Tom-Mutters-Haus. Wie zur Hattinger Tafel. "Dienstliches und Privates haben bei mir große Schnittmengen", sagt der in Danzig geborene Wahl-Ruhrstädter, dem man den echten Hattinger schon lange abnimmt.
In den 1970er Jahren hatte Michael Lunemann zunächst als Praktikant bei der Hattinger Stadtverwaltung angeheuert, war zehn Jahre Abteilungsleiter im Jugendamt, später Jugendamtsleiter in Wülfrath und Wermelskirchen.
Ende der 1990er Jahre zog es den gelernten Gärtner - der drei Jahre als Entwicklungshelfer in Brasilien gelebt hatte, ehe er auf dem zweiten Bildungsweg Sozialarbeit studierte - aus dem Rheinisch-Bergischen ans Ufer der Ruhr zurück. Ein Karrieresprung sollte ihn begleiten. 1998 war Lunemann Vorsitzender der CDU Mitte, später Fraktionsmitglied geworden. 1999 legte er die Hand an den Chefsessel im Rathaus. Mit Dieter Liebig (SPD) lieferte sich der Bürgermeisterkandidat der CDU ein spannendes Rennen um die Macht im Rathaus. Die knappe Niederlage war mehr als ein Achtungserfolg. Und die CDU, nun stärkste Kraft im Stadtparlament, sah für ihr Zugpferd eine treffliche Verwendung: das Sozial- und Kulturdezernat, frisch zugeschnitten auf das Eignungsprofil von Michael Lunemann.
Dass ihn Parteifreunde im ersten Durchgang nicht wählten - damals ein "Dolchstoß", heute vergessen. Dass er nach erfolgreichem zweiten Wahlgang dann ab Mai 2000 in seiner Heimatstadt umsetzen konnte, was er gelernt hatte - eine Lebensaufgabe.
"Acht Jahre sind eine lange Zeit", sagt Lunemann, der am 29. September 65 wird und Namenstag hat. Erzengel Michael gilt als Vorkämpfer der Gott treu gebliebenen Engel gegen Luzifer und wird angerufen gegen Blitz und Gewitter. Treue und Gewitterschutz also. Und so ist sich Michael Lunemann sicher, dass er sich besonders gerne an alles erinnern wird, "was nachhaltig besteht". Was man gerne als Kritik an seiner Dienstvorgesetzten verstehen kann - und soll. Mit Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch (SPD) hatte Lunemann zuletzt mehr Streit- als Schnittpunkte. Das offene Geheimnis wurde mitunter auch bei Ratssitzungen deutlich: Lunemann und Goch konnten immer schlechter miteinander, weil er in der "Vermarktung" von Projekten wie dem Bündnis für Familien oder dem Pakt für den Sport "Luftnummern und Sprechblasen" sah und sie an der Kompetenz ihres Beigeordneten zweifelte.
Doch Michael Lunemann, er bleibt dabei: "Show-Veranstaltungen gehen zu Lasten operativer Beziehungsaufgaben. Das ist falsch. Unsere Arbeit muss bei den Betroffenen ankommen. Nicht Broschüren helfen, sondern das persönliche Gespräch vor Ort."