Hattingen. . Professor Dr. André-Michael Beer und Iris Reichetseder verraten, wie Sie den November- oder Winterblues bekämpfen können.

  • Etwa 20 Prozent der Bevölkerung entwickeln einen November- oder Winterblues
  • Diplom-Psychologin Iris Reichetseder empfiehlt, aktiv zu bleiben und sich nicht zurückzuziehen
  • Die vermehrte Bildung des Hormons Melatonin macht müde, weiß Dr. André-Michael Beer

Morgens geht’s im Dunkeln zur Arbeit, abends im Dunkeln zurück. Dazwischen: grauer Himmel, Regen. Nicht wenigen schlägt dieses Wetter aufs Gemüt. „Man nennt das Novemberblues“, sagt Professor Dr. André-Michael Beer, Direktor der Klinik für Naturheilkunde in Blankenstein, die zum Katholischen Klinikum Bochum gehört. Und Beer weiß auch: Dagegen ist nicht nur ein Kraut gewachsen, es gibt auch andere Methoden, das Stimmungstief zu bekämpfen. Er und Iris Reichetseder, Diplom-Psychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, geben Tipps.

Etwa 20 Prozent der Bevölkerung, sagt der Experte, entwickeln einen November- oder Winterblues. „Das heißt, die Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Traurigkeit halten länger als zwei Wochen an. Das hat nichts mit schlechter Laune zu tun. Gerade im November ist das kein Wunder. Allein schon Tage wie Totensonntag, Allerseelen, Volkstrauertag schlagen auf die Stimmung. Und dann kommt auch noch das Wetter dazu“, erklärt Beer.

Aktiv bleiben, statt auf die Couch zurückziehen

Eine Folge: Die Geselligkeit lässt nach. Davor warnt Iris Reichetseder: „Man sollte sich nicht auf die Couch zurückziehen, sondern aktiv bleiben, Tagesabläufe beibehalten, weiter Sport treiben, Freunde treffen.“ Und – ganz wichtig – draußen einen Spaziergang machen, am besten täglich. Darin sind sich die Experten einig.

„Denn die Hormone spielen verrückt. Melatonin wird vermehrt gebildet, das macht müde“, sagt Beer. Dabei würden Menschen, selbst wenn sie mehr schliefen, nicht erholter aufwachen. Beer: „Das Glückshormon Serotonin wird knapp im Körper.“ Um dessen Produktion anzuregen, reicht eine normale Lampe nicht aus. Eine Tageslichtlampe ist da schon besser: „Aber selbst die bietet nur 1000 Lux. Zum Vergleich: Selbst bei Wolken und Regen bietet ein Spaziergang 3000 Lux, im Sommer sind es 100 000“, erörtert der Experte, der akut betroffenen Patienten eine Tageslichtlampen-Therapie von täglich 15 bis 20 Minuten verordnet. „Die Wirksamkeit ist per Studie belegt.“ In der Klinik Blankenstein gibt es eine große Tageslichtanlage.

Experten raten zu leichter Ernährung

Gut helfen könne auch die zwei- bis dreimonatige Einnahme von Johanniskraut-Extrakt, weiß Beer. Er empfiehlt darüber hinaus eine leichte Ernährung. Dem oft in dieser Jahreszeit auftretenden Heißhunger auf Süßes dürfe man aber ruhig nachgeben. Hilfreich sein könne auch Eberraute-Tee. „Er stärkt das Immunsystem.“ Und ein heißes Bad sei entspannend. Nur in besonders schlimmen Fällen müsse zu Antidepressiva gegriffen werden.