Hattingen. Eine Broschüre der Katholischen Kliniken stellt Verfahren und Ziele vor. Chemotherapie soll nicht ersetzt, sondern die Lebensqualität verbessert und Nebenwirkungen abgefedert werden.

  • Naturheilkunde wird zum festen Bestandteil der Krebstherapie
  • Klinikleiter aus Blankenstein legt Broschüre vor mit Therapien, die Patienten selbst einsetzen können
  • Kapitel beschreibt häufige Nebenwirkungen und Möglichkeiten abzuhelfen

„Naturheilkunde in der Krebstherapie – Wie klassische Naturheilverfahren Ihre Lebensqualität verbessern können“ heißt eine Broschüre, die sich an Krebspatienten richtet. Herausgeber sind die Katholischen Kliniken Bochum, der Text stammt aus der Feder von Prof. André-Michael Beer, Direktor der Klinik für Naturheilkunde der Klinik Blankenstein, die zum Klinikverbund gehört.

Sie findet nicht nur bei Patienten Anklang: „Die Deutsche Krebsgesellschaft hat die Broschüre geprüft und sehr gelobt. Der Vorstand überlegt, sie auf die Internetseite der Gesellschaft zu stellen“, sagt Beer. Er absolvierte erst eine Heilpraktiker-Ausbildung, studierte dann Medizin, sammelte Erfahrungen unter anderem in China.

Bundesweiter Trend

Dass Naturheilkunde zunehmend fester Bestandteil der Krebstherapie wird, sei „ein bundesweiter Trend“, so Beer. Es gebe eine Aufbruchstimmung in Deutschland. Eine Chemotherapie können naturheilkundliche Verfahren nicht ersetzen.

„Die Ziele sind einerseits die Verbesserung der Lebensqualität und andererseits das Abfedern der Nebenwirkungen der Therapie“, erklärt Beer, der die Erfahrung gemacht hat, dass sich bei der Diagnose Krebs alle Vorstellungen der Menschen sehr schnell ändern. Heißt: Zu ihm kommen sogar krebskranke Medizinprofessoren, die vor der eigenen Erkrankung vehement gegen den Einsatz solcher Verfahren waren. „Dabei handelt es sich um evaluierte Verfahren“, betont Beer, dem es wichtig ist, den Patienten auch Therapien mit an die Hand zu geben, die nicht an Therapeuten gebunden sind, sondern auch daheim eingesetzt werden können – vom Schröpfen über Tees bis hin zur Ernährung oder Bewegung.

Übersichtlich ist die Broschüre aufgebaut. Sie erklärt klassische Naturheilverfahren: Bewegungstherapie und Massage, Wassertherapie, Wärme- und Kältetherapie sowie den Einsatz von Pflanzenheilkunde bei Problemen wie Appetitlosigkeit, Durchfall, Verstimmung. Sie stellt die Ernährungstherapie ebenso vor wie die Ordnungstherapie, Akupunktur, Neural- und mikrobiologische Therapie.

Ganz praktisch widmet sich ein Kapitel der Hilfe bei häufigen Nebenwirkungen mit konkreten Beispielen und eignet sich damit selbst als Nachschlagewerk.

Sogar schlechten Blutwerten ist mit Naturheilkunde beizukommen – mittels Akupunktur, die etwa bei Abwehrschwäche eingesetzt werden kann. Moderne Chemotherapien, führt Beer aus, würden teils zu einem tauben Gefühl in Händen und Füßen führen – auch hier könne Naturheilkunde Abhilfe schaffen.

Kein Fachchinesisch

In der Broschüre ist von medizinischen Fachchinesisch keine Spur: Verständlich sind die Informationen verpackt. Hilfreich ist eine Liste mit Ansprechpartnern und Sprechstunden.

Positive Reaktionen kommen auch von den Onkologen des Klinikverbundes, was Beer nicht für selbstverständlich hält. Er und sein Team sind auf den unterschiedlichen Stationen mit Krebspatienten im Einsatz, die Sprechstunden sind laut Beer gut besucht. Er will die wissenschaftliche Begleitung weiter vorantreiben, kam über „biografische Erfahrungen“ zur Naturheilkunde. „Menschen wurden gut behandelt von der Schulmedizin, aber dann weitestgehend allein gelassen“, berichtet er.

Genau das zu vermeiden, soll die 24-seitige Broschüre helfen, die von Interessenten im Internet heruntergeladen werden kann: www.klinikum-bochum.de.