Hattingen. Dr. Jürgen Wilbert zieht im WAZ-Interview ein Fazit der Veranstaltung. Die Durchführung sei ohne Café im Stadtmuseum schwierig, sagt er.

  • Veranstalter zieht nach siebtem Aphoristikertreffen eine positive Bilanz
  • Durch den Umzug des Archivs nach Düsseldorf ändert sich nichts
  • Organisation gelingt nur dank vieler Helfer

Das 7. Internationale Aphoristikertreffen ist zu Ende. WAZ-Redakteurin Brigitte Ulitschka bat Dr. Jürgen Wilbert, Vorsitzender des Deutschen Aphorismus-Archivs, ein Fazit zu ziehen.

Wie zufrieden ist der Veranstalter?

Dr. Jürgen Wilbert: Es war ein rundum gelungenes Treffen, die Kombination von unterhaltsamem Kabarett und thematischer Ausein­andersetzung stimmte. Ein Teilnehmer urteilte: ,Es war mein sechstes und bestes Aphotreffen: keine Reise in ein Wolkenkuckucksheim des Geistes, sondern ein lustvoller Ausflug in die pralle Lebenswelt.’ Für viele die bisher beste Tagung.

Gab es Höhepunkte?

Durchaus: Alle Referenten kamen gut an, besonders faszinierend waren das Referat von Dr. Jürgen Werner zum Themenkreis Weisheit, die klassische Gitarrenmusik des Duos Weimer Sisters am Samstagabend und das wortgewaltige Soloprogramm von Gunkl am Sonntagvormittag. Uta Köbernick musste wegen Erkrankung absagen. Positiv waren auch die Schullesungen.

Wie war die Resonanz der Bürger?

Sie war am Eröffnungsabend mit Faltsch Wagoni sehr gut, bei der Matinee am Sonntag zufriedenstellend, bei der Lesung der Aphoristiker Samstagabend enttäuschend.

Waren die Kulturveranstaltungen gut besucht?

Die Reaktion von Besuchern war einhellig gut.

Haben sich darüber hinaus Bürger sehen lassen?

Externe Besucher bei den Vorträgen und Workshops gab es wenige.

Welches Thema wurde am heißesten diskutiert?

Die Frage: Welche Grenzen gibt es – vor allem rechtlicher, ethischer und literarischer Art – für kritische, ja polemische Aphorismen?

Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?

Sehr zufrieden, es waren mit 44 Anmeldungen mehr als in den Vorjahren. Es hätte ja auch Abnutzungserscheinungen geben können...

Ändert sich etwas durch den Umzug des Archivs nach Düsseldorf?

Ein klares Nein. Der Umzug betrifft nur den Bestand des Aphorismus-Archivs. Der Umzug dieser einmaligen Sammlung in die Landes- und Universitätsbibliothek bedeutet auch eine Anerkennung der Leistungen, die für die Aphoristik in Hattingen erbracht worden sind.

Haben Sie Pläne für 2018?

Jetzt blicken wir in Ruhe zurück und werten Rückmeldungen aus. Dann werden wir im Vorstand über ein neues Thema nachdenken — für das nächste Aphoristikertreffen und den Aphorismenwettbewerb.

Ist die kleine Gattung inzwischen ganz groß?

Bei weitem nicht, sie wird nach wie vor im offiziellen Literaturbetrieb wenn überhaupt, nur stiefmütterlich behandelt. Aphorismen kommen halt immer zu kurz. Eine Ausnahme spielen manche Twittertexte, die im Einzelfall aphoristische Qualität haben können.

War die Durchführung einfach?

Sie war mit großer Anstrengung verbunden. Ohne Hilfe der Ehrenamtlichen wäre es nicht zu leisten. Es ist ein Riesenaufwand, fürs Catering zu sorgen, da es kein Café im Stadtmuseum gibt.