Hattingen. . Evangelischer Kirchenkreis hat sich zeitgemäß fürs Jubiläumsjahr ausgestattet. Im Zentrum soll die Botschaft von der „Freiheit des Christenmenschen“ stehen.

Der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten geht gut gerüstet ins Lutherjahr: das erste Luther-Bier und der fast lebensgroße Playmobil-Reformator (1,50 Meter) wurden geliefert. Die „Thesen-Tresen“-Programme fürs erste Halbjahr sind gedruckt wie auch die Bierdeckel mit dem Bildnis des wohl streitbarsten Mönchs (1483 – 1546) deutscher Zunge, der die mächtige katholische Kirche und die Welt, wie man sie damals kannte, mit seinem Thesenanschlag zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 aus den Angeln hob. Das Mönchlein auf dem Deckel blickt bierselig drein. Reformationstrunken?

Die Werbe-Artikel sind der heutigen Zeit geschuldet. Und den Medien, die was fürs Auge brauchen. Superintendent Ingo Neserke betont, dass „wir keinen Personenkult wollen. Wir feiern schließlich nicht nur Martin Luther, sondern viel mehr, nämlich 500 Jahre Reformation. Und das ist uns so viel wert, dass wir uns dafür ein ganzes Jahr Zeit nehmen.“

Neserke erinnert an Luthers Kerngedanken, dass „Gott dir seine Liebe schenkt, und du musst nichts dafür tun“ – die Rechtfertigung des Menschen allein aus Gnade und Glauben. Damit befreite er den mittelalterlichen Menschen von seiner Höllenangst und vom Kaufen von Ablässen, die die Zeit im Fegefeuer angeblich verkürzen sollten. Neserke: „Das gab Luther eine ungeheure Freiheit und machte ihn unabhängig nicht nur von kirchlichen, sondern auch von weltlichen Institutionen.“ Die so gewonnene „Freiheit des Christenmenschen“ habe nicht nur die Kirche erneuert. Sie habe Entwicklungen auf vielen anderen Feldern angestoßen – in der Bildung und der Musik beispielsweise. Neserke: „Luther hat unser Land geprägt!“

Unter der Überschrift „Einfach frei“ feiert der Kirchenkreis ein Jahr lang den Reformator und die Früchte der Reformation. Er fragt, welche Anstöße Luther heute geben würde – in oder außerhalb der Kirche. „Er war für mich vor allem ein mutiger Mann, der seine neuen Entdeckungen gegen alle Autoritäten verbreitete“, sagt Lutherjahr-Koordinatorin Annette Krüger.

„Heute wäre Luther sicher bei Facebook und hätte einen Twitter-Account“, ist Hans-Werner Ludwig, Leiter der Evangelischen Jugend, überzeugt. Schließlich habe er das modernste Medium seiner Zeit genutzt: den Buchdruck.

Unter den bisher 60 bekannten Veranstaltungen im Kirchenkreis sind daher auch zahlreiche kreative Formate: Wie der Reformationsgarten in dem Besucher in Winz-Baak die Reformation hautnah mit allen Sinnen erleben (9. Juli).

Essen und Trinken und die Geselligkeit sollen nicht zu kurz kommen – mit höchstem Segen, denn auch der Reformator, um deftige Sprüche nicht verlegen, war selbst war kein Freund von Traurigkeit.