Hattingen. . Asylbewerber setzte das eigene Zimmer in Brand. Anklage geht sogar von zwei Fällen aus. Er spricht von Stimmen und versteckten Kameras.

  • Angeklagter hat sein Zimmer in der Asylbewerberunterkunft an der Werksstraße in Brand gesetzt
  • Die Anklage wirft ihm eine weitere Brandstiftung vor, die er bestreitet
  • In der Silvesternacht hatte er vor der Gebläsehalle eine Batterie mit Feuerwerkskörpern umgetreten

160 Menschen brachte er in Gefahr, riskierte ihr Leben. Doch darüber will Mehari G. sich keine Gedanken gemacht haben, als er am 12. April sein Zimmer in der Asylbewerberunterkunft an der Werksstraße in Brand setzte. Seit Dienstag muss er sich deshalb vor dem Essener Landgericht verantworten.

Einen Brand gesteht er, Selbstmord habe er begehen wollen. Doch die Anklage wirft ihm eine weitere Brandstiftung am 3. April vor. Auch da soll er das Bett in seinem Zimmer angezündet haben. In beiden Fällen brannte das Zimmer aus, deshalb hatte er nach dem ersten Brand umziehen müssen.

Vor der XVI. Strafkammer bestreitet er für das erste Feuer jede Schuld. Ein „Deutschmann“, den er im Hattinger Zentrum kennengelernt haben will, sei der wirkliche Schuldige. Er selbst will um Hilfe gerufen haben. Dazu passt nicht ganz, dass die Tür zu seinem Zimmer von außen abgeschlossen war. Die Feuerwehr musste sie aufbrechen. Die Polizei entdeckte Mehari G. später in den Ruhrwiesen.

Es ist nicht leicht, mit dem jungen Mann aus Eritrea ins Gespräch zu kommen. Das fängt mit dem Problem an, welche Sprache er beherrscht. Nach einer Stunde erscheint der passende Dolmetscher, aber die Aussagen des Angeklagten werden dadurch nicht klarer.

Geburtsdatum unklar

Vieles passt zeitlich nicht. Ist er nun 24 oder 26 Jahre alt? Er beharrt auf letzterem, gibt aber ein Geburtsdatum an, nach dem er 25 sein müsste. Einen Pass hat er nicht. Er will vor vier Jahren aus seiner Heimat nach Deutschland gekommen sein, weil er als Christ Probleme gehabt hätte, sagt er.

Ansonsten habe er in Deutschland viel Bier getrunken, auch Marihuana geraucht. In seiner Haftzelle in Bochum seien zudem Kameras installiert, die ihn beobachteten. Auch in seiner Leber, er zeigt dabei mit der Hand auf sein Herz, stecke eine Kamera.

Der Justiz ist Mehari G. kein Unbekannter. Ende April hatte er am Amtsgericht Hattingen sieben Monate Haft wegen schwerer Körperverletzung bekommen. In der Silvesternacht hatte er vor der Gebläsehalle eine Batterie mit Feuerwerkskörpern umgetreten. Mehrere Menschen wurden verletzt, als die Raketen in die Menge schossen. Er hatte die Tat vor Gericht bestritten. Rechtskräftig ist das Urteil nicht, weil der Angeklagte Berufung eingelegt hat.

Überraschendes Geständnis

Für alle Prozessbeteiligten überraschend hatte er sich damals in der Gerichtsverhandlung zu der Brandstiftung im Asylbewerberheim bekannt. Das sei er gewesen, weil er Selbstmord habe begehen wollen. Bis dahin galten die Taten als falscher Umgang mit offenem Feuer. Im ersten Fall hatten die Ermittler ein Teelicht unter dem Bett als Brandursache ausgemacht. Im zweiten Fall könnte es ein Feuerzeug gewesen sein, das der Angeklagte ans Bett hielt.