Hattingen. Vor 25 Jahren hat Dirk Sondermann sein erstes Sagen-Buch veröffentlicht. Inzwischen ist er der bekannteste Autor dieses Genres im Ruhrgebiet.
- Angefangen hat alles vor 25 Jahren, im Oktober 1991, mit dem Bochumer Sagenbuch
- Darin gab es auch schon die ersten Hattinger Sagen, etwa rund um die Burg Blankenstein
- Sechs weitere Sagen-Bücher ließ der Winz-Baaker im Laufe der Jahre folgen
„Der Sagen-Papst des Ruhrgebiets“ – nein, diese Schlagzeile hat nicht der Autor dieses Textes über Dirk Sondermann gemacht, sie ist aber zutreffend. Denn der Winz-Baaker hat inzwischen sieben Bücher mit Sagen des Reviers veröffentlicht. Angefangen hat alles vor 25 Jahren, im Oktober 1991, mit dem Bochumer Sagenbuch – wobei, darin gab es schon die ersten niedergeschriebenen Sagen aus Hattingen. Eine, die sich um die Burg Blankenstein dreht, eine ums Haus Kemnade.
Die Oma war schuld, wie so oft, wenn es um Märchen und Erzählungen geht. Denn sie war die Erste, die Dirk Sondermann Sagen erzählt hat. Noch als Schüler beschäftigte sich der heute 54-Jährige dann mit der Romantik, „und es gibt wohl keine kulturelle Epoche, in der Sagen so aufgenommen wurden wie in dieser Zeit“, sagt er. Etwa in der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Oder in der Malerei, in Werken von Caspar David Friedrich.
„Ich fand und finde das sehr faszinierend“, erklärt Sondermann. „Und ich habe mich seitdem mit einem anderen Selbstverständnis mit Sagen und Märchen auseinander gesetzt, festgestellt, dass man sich auch als Erwachsener damit beschäftigen kann.“
Irgendwann stellte er fest, dass es zwar ein Dortmunder und ein Essener Sagenbuch gibt, aber kein Bochumer. Also sammelte er Sagen. Das erste Buch verkaufte sich bis heute 10 000 Mal, sechs weitere folgten: Wattenscheider Sagen, Ruhr-Sagen, Emscher-Sagen, Lippe-Sagen, die Sammlung „Ritter, Räuber, Spökenkieker“ – und natürlich die Hattinger Sagen, die im September 2007 auf den Markt gekommen sind.
Die Macher der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 entdeckten den Hattinger früh und bauten mit ihm die Internetseite www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de auf (inklusive GPS-Verortungen). Noch heute profitiert der Autor von der fünfstelligen Unterstützung für die Seite.
Dirk Sondermann, im Hauptberuf Garten- und Landschaftsbauer („Also Gärtner“) und studierter Theologe („Glaubt mir keiner“), will unterhalten; Geschichte und Werte vermitteln, Orte aufwerten. So sieht er die Funktion von Sagen.
Ruhr-Sinfonie über sieben Sagen
Nachhaltig beeindruckend war für ihn, dass seine Sagen von einem Bochumer Verein ins Russische übersetzt wurden. Und dass der Komponist Wolfram Buchenberg sieben Sagen in eine etwa einstündige Ruhr-Sinfonie verwandelt hat. „Die ist wirklich hörbar“, betont er.
Die Idee für ein neues Buch gibt es bereits, verraten will Dirk Sondermann indes noch nichts – bleibt erst einmal die Vermutung, dass es sagenhaft sein wird.