Hattingen. . Der Afghane Ali Hassanpoor kam im August 2014 nach Deutschland. Nach Jahren voller Hoffnungslosigkeit sieht er der angehende Orthopädietechniker nun endlich eine Zukunftsperspektive.
- Mit Putz- und Kochjobs finanzierte Ali Hassanpoor sich Deutschkurse
- Durch glückliche Fügungen lernte er für ihn wichtige Menschen kennen
- Seine Ausbildung mag er - auch, weil er mit seiner Arbeit anderen ganz konkret helfen kann
Wenn nicht einige Menschen in seiner neuen Heimat an ihn geglaubt und unterstützt hätten, dann wäre er jetzt nicht hier, sagt Ali Hassanpoor. Hier: Damit meint der in Hattingen lebende Afghane das Sanitätshaus Szabo in Essen, in dem er im September eine Ausbildung zum Orthopädietechniker begonnen hat. Mit immerhin schon 29 Jahren.
Es ist Alis erste Lehre überhaupt, die er nun bei dem Unternehmen Szabo absolviert, doch das ist nur der eine Teil der Geschichte. Der andere erzählt davon, wie ein Mensch nach Jahren voller Hoffnungslosigkeit durch eine Mischung aus großem Eigenengagement und glückliche Fügungen endlich eine echte Perspektive für seine Zukunft sieht.
Die Deutschkurse selbst finanziert
Ali Hassanpoor, 1987 im afghanischen Ghazni geboren, war bis vor zwei Jahren irgendwie immer auf der Flucht, ohne Aussicht auf eine sichere berufliche Existenz. Als Fünfjähriger verließ er mit den Eltern und den drei jüngeren Geschwistern seine Heimat wegen des dort herrschenden Krieges, die Familie ging in den Iran. Doch nach einiger Zeit, Ali hatte gerade die elfte Klasse beendet, schob die iranische Regierung die Hassanpoors wieder nach Ghazni ab, wo immer noch kein Frieden herrschte. Aus Angst um ihr Leben kehrten Ali und seine Familie alsbald zurück in den Iran, lebten nun mehrere Jahre illegal in der islamischen Republik.
Aber seine Eltern, sagt Ali (dem es im Iran nicht erlaubt war, einmal das Abitur abzulegen, obwohl er dort ein Gymnasium besuchte) wollten, dass er eine sichere Zukunft habe. Daher hätten sie mit ihm immer wieder über eine Flucht nach Deutschland gesprochen. Im August 2014 schließlich ließen sie Ali ziehen. Um die Schlepper zu bezahlen, sagt Ali, habe seine Mutter all’ ihren Goldschmuck verkauft.
In Hattingen, wo er über Frankfurt, Gießen, Göttingen, Bielefeld landete, bemühte sich Ali, schnellstmöglichst Fuß zu fassen. Statt zu warten, bis er als Flüchtling anerkannt wurde (um dann kostenlos Deutschkurse zu besuchen), finanzierte er durch Putz- und Kochjobs in seiner Flüchtlingsunterkunft an der Werksstraße sowie Dolmetschertätigkeiten Deutschkurse an der Uni Bochum ab Herbst 2014 selbst – wissend, wie wichtig landessprachliche Kenntnisse für einen Job hier sind. Mit der Zeit lernte er in seiner neuen Heimat zudem für ihn wichtige Menschen kennen: Marilen Knöchelmann-Ohl (60) etwa, die Ali bis heute als Patin unterstützt. Susanne Müser-Nasri (53) von der in Hattingen ansässige Beratungsstelle zur beruflichen Entwicklung. Und über diese schließlich André Szabo (45), seinen Chef. „Ali“, sagt der Orthopädietechnikermeister, habe ihn von Beginn an überzeugt. Nach nur einem Probearbeitstag habe er ihn eingestellt – und es nicht bereut.
„Ich finde den Beruf des Orthopädietechnikers super“, sagt Ali Has-sanpoor (seit kurzem übrigens anerkannter Flüchtling). „Mir gefällt das Technische; und das Soziale: dass ich mit dem, was ich tue, anderen ganz konkret helfen kann.“