Hattingen. Politische Diskussion über Dieselfahrzeuge und die blaue Plakette hinterlässt Spuren bei den Händlern. „Viel heiße Luft“, so der Vorsitzende der Autoparty.
Ein echter Aufreger ist das Thema Dieselfahrzeuge und blaue Plakette im Augenblick. „Die Kunden sind verunsichert“, sagen die Autohäuser. „Die Politik veräppelt einen doch nur“, sagen viele Bürger – ob Autofahrer oder nicht.
Diplom-Ingenieur und Gutachter Axel Lindemann hält die ganze Diskussion, initiiert von der Politik, für „Blödsinn“. Es könnten doch nicht alle Leute jetzt ihre Dieselfahrzeuge wegschmeißen, weil plötzlich die blaue Plakette eingeführt werden soll. „Ich sitz ja nicht in der Politik, aber so schnell wird das nicht kommen, wie soll das denn gehen“, fragt der Fachmann.
Denn wäre die blaue Umweltplakette tatsächlich zügig eingeführt worden, hätten ältere Dieselfahrzeuge gar nicht mehr in die Innenstädte fahren dürfen. „Alle Käufer sind zurzeit verunsichert“, sagt Lindemann. Für Fahrzeuge, die älter als vier Jahre sind, hätte die Einführung der Plakette das Aus für die Innenstädte bedeutet.
Kompromisse eingehen
Lkw und Busse, die ja jetzt ebenfalls in der politischen Kritik stehen, müsse man in Bezug auf Umweltkriterien differenziert beurteilen. Lindemann: „Bei den neuen Diesel-Lkw können Sie das Gesicht vor den Auspuff halten, so sauber sind die.“ Ihn ärgert an der politischen Diskussion, dass es immer ausschließlich um die Abgase geht. Das mit den alten Dieselfahrzeugen wird sich ja ohnehin nach und nach von alleine erledigen. Aber über die 300 kg Gummi-Abrieb, die ein Lkw im Jahr produziert, spricht niemand.“
Er sei natürlich auch für Umweltschutz-Maßnahmen, aber man müsse immer Kompromisse eingehen. „Die Politik produziert zurzeit sehr heiße Luft“, sagt Lindemann, der 1. Vorsitzender der Autoparty ist, einem Zusammenschluss Hattinger Autohändler.
Die große Verunsicherung der potenziellen Käufer merkt auch Carmen Haeckert vom Autohaus Hantke. „Die blaue Plakette wird nicht von heute auf morgen kommen. Wie lange haben wir über die Umweltzonen geredet, und wie viel Zeit ist vergangen, bis sie kamen“, fragt sie. Bei Toyota spiele die Diskussion allerdings nicht eine ganz so große Rolle. „Die Hybridautos werden immer öfter gekauft. Toyota rüstet seit über 40 Jahren auf Gas um, zu 98 Prozent auf Flüssiggas.“
„Die Idee, die blaue Plakette so kurzfristig einzuführen, ist für Gebrauchtwagenhändler keine gute Sache“, erklärt Erkam Kurt vom Autohaus Seitz. Er glaubt nicht, dass die strenge Umweltplakette von heute auf morgen kommt. Man wäre ja zum Neukauf gezwungen. Bei der Beratung der Kunden hält er sich zurück. „Das müssen die Autokäufer selbst entscheiden“, sagt er. Für Personen, die beruflich lange Strecken fahren, sei der Diesel im Grunde immer noch die erste Wahl, um den Spritverbrauch niedrig zu halten.