Hattingen. . Großeinsatz im Reiterzentrum Worch: Bei einem simulierten Brand müssen die Retter mit scheuenden Pferden klarkommen und Vermisste finden.

  • Großübung im Reiterzentrum an der Kohlenstraße
  • Vermisste Menschen und 18 Pferde und Ponys mussten in Sicherheit gebracht werden
  • Trainiert wurde unter möglichst realistischen Bedingungen

Samstagnachmittag. Großeinsatz der Feuerwehren aus Niederwenigern, Burgaltendorf und Byfang. Die Sirenen hört man schon von weitem, Blaulicht überall. Es brennt im Reiterzentrum Worch an der Kohlenstraße in Niederbonsfeld. Menschen und Pferde sind in Gefahr. Eine Feuerwehrübung. Zum Glück nur eine Übung.

In diesem Fall kommt starke Rauchentwicklung (in Form von Nebel) aus der Strohremise und dem Schulstall. „Vermisste“ Personen mit Rauchvergiftungen müssen „gerettet“ werden. Außerdem 18 Schulpferde und -ponys. Feuerwehr-Übungsleiter Martin Schlüter hat den Einsatz ausgearbeitet.

Als sich die ersten beiden Feuerwehrmänner in Schutzanzügen und mit Atemschutzmasken den Pferdeboxen nähern, wird es extrem unruhig unter den Tieren. Stress pur bedeutet das Szenario für sie – man merkt es deutlich. Ganz genau beobachten sie die Männer mit den Atemschutzmasken, die furchterregend aussehen, trappeln in den Boxen aufgeregt herum, drehen sich um die eigene Achse, sind sichtbar nervös.

Aber der „Qualm“ breitet sich bereits im gesamten Schulpferdestall aus. Handeln ist angesagt. Die Feuerwehrmänner legen den Tieren einen Halfter um, führen sie zielstrebig, aber behutsam ins Freie. Auch das ist eine Aufgabe der Übung. Die Männer sollen lernen, wie man mit Pferden umgeht, die in Gefahr sind. Denn allein im Einzugsgebiet des Löschzugs Niederwenigern gibt es mehr als 350 untergestellte Pferde auf diversen Höfen.

Martin Pollmüller, Sicherheitskoordinator der Feuerwehr Hattingen, beobachtet das Geschehen sehr aufmerksam. „Die Lage hier ist wirklich sehr schwierig. Wir haben zwei Einsatzstellen bei Pferden, eine Person ist unter Strohballen eingeklemmt, es ist verraucht. Das ist schon eine Herausforderung.“

Am Ort des Geschehens geht es meistens chaotisch zu. Die Menschen haben Angst, manche Panik, andere stehen unter Schock. „Deshalb heißt diese erste Zeitspanne Chaosphase“, erklärt Pollmüller. Diese Phase versucht die Feuerwehr so kurz wie möglich zu halten. Da geht es darum, die Zeit systematisch zu gestalten, klare Fragen zu stellen. Und: Menschen- und Tierrettung geht vor Sachwert-Erhalt“, betont Pollmüller.

Also auch in diesem Fall erst klären: Was ist passiert? Wer hat Schlüssel? Wo sind Zugänge? Wer wird vermisst? Wo sind die Tiere und wie viele sind es? „Ganz wichtig ist auch immer die Sicherheit der Feuerwehrleute selbst. Denn die müssen fit bleiben, um Leben retten zu können“, erklärt Heribert Gummersbach, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Hattingen. „Jeder Handgriff muss sitzen.“

Inzwischen ist die unter Strohballen eingeklemmte Person gefunden und geborgen, muss aber mit einer Herzdruckmassage ins Leben zurückgeholt werden. Auch das bleibt den Feuerwehrleuten nicht erspart. Nach neuesten Erkenntnissen drücken sie – einer Puppe – 100mal pro Minute auf den Brustkorb, damit der Blutfluss ins Gehirn wieder stattfindet.

50 Lehr- und Pensionspferde sind auf dem Hof untergebracht. „Das hier ist ein anspruchsvoller Ort“, sagt Schlüter am Ende zu seiner 60-köpfigen Mannschaft. Marianne Worch, Chefin des Familienbetriebs, fällt nach der einstündigen Übung ein Stein vom Herzen. Sie ist froh, dass nichts passiert ist. „Besser kann Prävention nicht sein“, betont Pferdewirtschaftsmeister Philipp Worch, der den Hof übernehmen wird.