Hattingen. . Anwohner und Politiker verstehen nicht, warum NetCologne so viele Stadtteile beim schnellen Internet außen vor lässt. EN-Agentur setzt auf Kreativität

  • Anwohner und Politiker verstehen nicht, warum NetCologne so viele Stadtteile beim schnellen Internet außen vor lässt
  • Unternehmen argumentiert, in ländlichen Gebieten lohne sich der Ausbau nicht
  • EN-Agentur setzt auf Kreativität

Politiker und Anwohner kritisieren den geplanten Breitbandbandausbau in Hattingen. Der Grund: Zu viele Stadtteile sollen dabei unbeachtet bleiben.

In der vergangenen Woche hatte die EN-Agentur angekündigt, dass das Kölner Unternehmen NetCologne das Glasfasernetz in Hattingen ausbauen wird. Stadtteile wie Niederbonsfeld, Elfringhausen, Niederwenigern und Oberstüter profitieren davon allerdings nicht. Dort würden sich die Arbeiten für das Unternehmen nicht lohnen, heißt es von NetCologne.

Kurz vor dem Vorstoß von NetCologne war eine Einigung zwischen der EN-Agentur – in Hattingen zuständig für den Breitbandausbau – und der Telekom gescheitert. Das Unternehmen hätte deutlich mehr Stadtteile als die NetCologne ans schnelle Internet angeschlossen, meldete seine Interessen aber zu spät an.

Bernd Fleischfresser wohnte lange in Elfringhausen, hatte bis vor kurzem das Büro seines kleinen Export-Unternehmens dort. Er ärgert sich über die Pläne von NetCologne. Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich der 68-Jährige mit der Lösung des Internet-Problems in dem ländlichen Stadtteil. „Aber immer wird nur geredet. Es passiert nix.“

Er habe bereits Kontakt mit Freifunkern aus Wuppertal aufgenommen. „Das wäre vielleicht eine Lösung.“ Zu teuer sei das auf jeden Fall nicht. Ein weiterer Vorschlag des 68-Jährigen: Unternehmen könnten alte Schächte oder Stollen nutzen, um dort die Glasfaserkabel zu verlegen. „Wenn da Wasser durchgeht, müssen da auch Kabel durchpassen.“

Beim Breitbandbeauftragten der EN-Agentur stößt der Ärger der Anwohner auf Verständnis. „Solche kreativen Ideen brauchen wir. Das geht in die richtige Richtung.“ Für umsetzbar hält er sie nicht. Bei den Stollen sei die Einsturzgefahr ein großes Problem. „Außerdem erfüllen sie einige Normen für das Verlegen von Glasfaserkabeln nicht.“ So müssten die Stollen jederzeit frei erreichbar sein. Es habe auch Überlegungen gegeben, die Glasfaserkabel über alte Telefonmasten zu legen. Umweltbedenken hätten dagegen gesprochen.

Kreative Ideen stoßen auf Beifall

Wenn das Internet-Problem in Elfringhausen so einfach zu lösen wäre, „dann hätten wir das schon längst gemacht“, sagt Schilling. Die großen Provider würden für den abgelegenen Stadtteil aktuell noch keine Lösung sehen. Beim bisher günstigsten Investor entstehe durch den Bau eine Kostenlücke von 1,2 Millionen Euro – und das bei etwa 120 Festanschlüssen.

Auch die Politik ist mit der Entscheidung zum Breitband-Ausbau nicht zufrieden. „Ich bin sehr überrascht“, sagt Heinz-Theo Haske, Ortsbürgermeister von Niederbonsfeld und Niederwenigern. Die Begründung der NetCologne hält er für nicht nachvollziehbar. „Wir haben immerhin 6000 Einwohner.“Heinz-Theo Weghaus, Ortsbürgermeister von Elfringhausen klingt ernüchtert. „Ich will den Leuten keine Hoffnung mehr mchen. Ohne Unterstützung des Staates wird es bei uns kein schnelles Internet geben.“ Staatssekretär und Oberstüteraner Ralf Brauksiepe teilt den Frust der Betroffenen. Man müsse jetzt prüfen, wie man mit der Situation am besten umgehen könne. „Wir schauen, wie wir vorhandene Mittel zielführender einsetzen können.“

Die EN-Agentur hält in der Zwischenzeit weiter an ihrem Plan fest, zunächst Förderanträge bei Bund und Land für die unterversorgten Stadtteile zu stellen. Das Ziel: Bis spätestens 2018 sollen in allen Stadtteilen – abgesehen von Elfringhauser Bürgern – vom Breitbandausbau profitieren.