Hattingen. Inge Gaupp ist mit 75 Jahren die einzige Frau am Steuer des Vereins. Nicht nur Senioren dürfen mitfahren. Hattingerin brachte vergessene Blumen zur Haustür
- Inge Gaupp fährt auch mit 75 noch gern zügig Auto und nimmt privat andere mit
- Die Hattingerin ist die einzige Frau, die für den Bürgerbusverein fährt
- Sie liebt die Kommunikation mit den Fahrgästen und die Abwechslung
Seit mehr als elfeinhalb Jahren fährt der Bürgerbus durch Hattingen. Diejenigen, die einsteigen, sind zwar häufig Senioren. Doch mitfahren darf jeder. Was sich aber offensichtlich immer noch nicht überall herumgesprochen hat. Beispielsweise bei Müttern mit Kindern, wie Inge Gaupp von ihren Touren weiß. Sie ist die einzige Fahrerin. Und Seniorin.
Brigitte Rose engagiert sich zwar als stellvertretende Geschäftsführerin und findet ihr Engagement im Verein toll, der die Zahl seiner Mitglieder seit Anfang des Jahres von 161 auf 178 erhöht hat. Sich hinters Steuer setzen und den Bürgerbus fahren wollte sie jedoch nie.
Anders Inge Gaupp. „Ich werde 76“, sagt die ehemalige Grundschullehrerin. Ein Alter, in dem manche Fahrer darüber nachdenken, ob sie den Führerschein abgeben. Die Hattingerin fährt privat auch Verwandte und Bekannte, die selbst nicht mehr mobil sind und die sie dann zum Arzt oder woandershin bringt. Wofür sie sich gern Zeit nimmt, die sie sich frei hält. Sie war auch schon bei der Gründung des Bürgerbusvereins dabei – und musste Protokoll führen. „Ich will fahren“, verlangte sie schon damals. Seit sechs Jahren tut sie es. Sie liebt die Abwechslung und die Gespräche.
Privat hat sie keine Probleme, in den Süden zu fahren. Wenn sie müde wird, legt sie einfach eine Pause ein. Fünf Stunden Bürgerbuseinsatz am Tag sind dagegen ein kleiner Fisch. Ob sie ruhiger geworden ist? Auf der Autobahn würde sie keine 220 Stundenkilometer mehr fahren wie in jungen Jahren, wo sie testete, wie schnell ihr Auto ist. Eine Geschwindigkeit, die die Begleitung auf dem Beifahrersitz blass werden ließ. Und die Tour zwischen Lindenstraße und Homberg braucht keinen Bleifuß.
In über 50-jähriger Fahrpraxis hat Inge Gaupp keinen Unfall gebaut. Auf einer Bürgerbustour, wo die Strecke oft beidseitig zugeparkt ist, wurde mal ein Spiegel geknickt. Schäden übernimmt der Verein. Selbst gezahlt hat die Hattingerin 25 Euro, als sie geblitzt wurde und etwas zu schnell war.
Nicht schnell – oder gar husch, husch, Türen zu – geht es beim Ein- und Aussteigen. Für ältere Mitfahrer hebt die Bürgerbusfahrerin wie ihre 15 männlichen Kollegen den Rollator in den Wagen mit acht Sitzen. In dem Gefährt, das auch als Informationsbörse fungiert, geht es lustig zu. An Nikolaus gibt es kleine Geschenke für die Passagiere. Manche richten ihren Einkauf nach dem Bürgerbus-Fahrplan. Steigen auf dem Hinweg bei Aldi aus und zurück mit Waren wieder ein. Einer Kundin hat Inge Gaupp die Frühlingsblumen zum Einpflanzen an der Haustür abgeliefert: „Sie hatte noch nicht gemerkt, dass sie sie vergessen hatte.“