Hattingen. . Atmosphäre ist deutlich anders als im Hochsommer, meinen Badegäste wie Badmitarbeiter. Zulauf in Welper fällt trotz der Temperaturen geringer aus. Auswärtige nutzen zusätzlichen Badetag

  • Beckenboden wird schneller grün
  • Herbstblätter auf der Wiese und am Beckenrand
  • Gastronomie zieht mit und hat auch geöffnet

„Machen Sie eine Sommer-im-Herbst-Reportage“, fragt Christoph (31), der ausgestreckt auf der Wiese im Freibad Welper liegt – und die ­Atmosphäre auf den Punkt bringt. Das Freibad hat wegen des schönen Wetters seine Pforten erneut eröffnet – am gestrigen Mittwoch ebenso wie am heutigen Donnerstag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr. Doch die dritte Jahreszeit ist allenthalben spürbar – darüber können auch die sommerlichen Temperaturen nicht hinwegtäuschen.

Den Schatten suchen nur wenige. „Die 20-er Sonnencreme reicht. Die Sonne knallt nicht mehr so“, sagt Michael (28) beispielsweise. Er hat sich am Vorabend mit Christoph fürs Freibad verabredet, im Internet recherchiert, welches geöffnet ist. Der große Baum hinter den beiden kündigt das Sommerende an – längst bedecken braune Blätter die Wiese in Stammnähe. Und den Beckenrand: „Hier lag heute nach dem Reinigen am Morgen kein Blatt, alles war sauber“, sagt Schwimmmeisterin Heike Siever, die bei schlechtem Wetter eigentlich frei gehabt hätte. So hat sie sich aber für die erneute Öffnung freiwillig zur Arbeit gemeldet.

Das schöne Wetter beschert dem Leiter der Bäderbetriebe, Marc Wilczynski, eine Büropause. Richtig in die Sonne kann er aber nicht: Er macht die Kasse. „Man merkt, dass die Menschen nach den kühlen Tagen auf Herbst eingestellt sind. Es kommen deutlich weniger. Im Juli wären mittags schon 400 bis 500 Badegäste hier. Jetzt sind es so etwa 60“, sagt er. Die haben viel Platz.

Weshalb Victoria (1) und ihre Mama Sandra Hellebrandt (36) das Kinderbecken gerade ganz für sich haben. Ungestört spielt die Kleine mit Bechern. „Es ist eine andere Stimmung als vor zwei Wochen“, stellt Sandra Hellebrandt fest.

Auch das Publikum ist spürbar ein anderes: „Sonst kenne ich fast jeden hier im großen Becken. Aber jetzt kommen viele Neue. Auf dem Parkplatz stehen viele Wagen aus den umliegenden Städten, in denen die Bäder oft schon geschlossen haben“, bemerkt Heike Siever. Wie das Sprockhöveler Bad, in dem Christoph sonst Stammgast ist, weil es ihm in „Welper meist zu voll ist“.

Aber auch einige ganz Treue sind da: Maik (38) kommt im Sommer jeden Tag nach der Arbeit. Er genießt gerade Sonne, Wasser und Gastronomie. Auch die hat spontan geöffnet. „Ich bleibe immer, bis das Bad schließt“, verrät Maik. Abends werde es jetzt schneller dunkel. Kühler sei es morgens und abends. „Sonst öffnen wir um sechs. Da ist es inzwischen noch dunkel draußen“, sagt Heike Sievers.

Seit ihrer Kindheit kommen Nicola (48) und Krystian (50) Purgol ins Freibad Welper, haben noch Urlaub. „Kein Sommer ohne Welper“, sagen die beiden aus Holthausen lachend. Sie haben gar nicht daran gedacht, dass es geschlossen sein könnte. „Wir sind einfach davon ausgegangen, dass geöffnet ist. Aber wir wären sonst nach Heveney ausgewichen“, so Krystian Purgol.

Noch ein weiteres Indiz gibt es für den Herbst: „Das Wasser wird schneller grün“, bemerkt Sievers.