Hattingen. Statt die Steuern zu erhöhen, müsse Personal eingespart werden, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete. Als Präsidentin des Chorverbandes freut sie sich über viele junge Chöre und lenkt den Blick auf die Kitas.
Integration und Gleichstellung sind ihre Themen in der Landespolitik. Das Ruhrgebiet sieht die CDU-Landtagsabgeordnete Regina van Dinther (58) wegen der vielen Zuständigkeiten in einer „Unmöglichkeitsfalle“. In ihrer Heimat Hattingen hält sie Steuererhöhungen für einen für Rat und Verwaltung einfachen, aber falschen Weg. WAZ-Redakteur Ulrich Laibacher sprach mit Regina van Dinther über Bayern und Bürgerhaushalte und Bürgerforen, Synergien im Kulturbereich und türkische Lieder.
Das Land entlastet die Stadt Hattingen über Schlüsselzuweisungen mit zwei Millionen Euro zusätzlich. Aus dem Stärkungspakt kommen noch Millionen hinzu. Trotzdem langt es hinten und vorne nicht. Was tun?
Regina van Dinther: Zuschüsse und Fördermittel sind die eine Seite. Die andere hat die Stadt selbst in der Hand: Sie muss disziplinierter mit Geld umgehen. Das mag hart klingen, funktioniert aber nicht anders als zu Hause – ich kann jeden Euro nur einmal ausgeben.
Wo kann man denn noch sparen?
Das sollte die Stadt zunächst einmal selbst herausfinden. Vor allem muss eine konsequente Aufgabenkritik durchgeführt werden. Und dann muss man einen machbaren Weg gehen.
Und wenn man keinen findet, erhöht man die Grundsteuer?
Eine Steuererhöhung ist für Rat und Verwaltung immer der einfachste Weg. Der richtige ist es nicht. Vorher sollte man noch einmal ernsthaft über Personaleinsparungen in der Verwaltung reden.
Müssten Bund und Land die Städte und Gemeinden nicht doch besser unterstützen?
Natürlich, Bund und Land sind in der Pflicht. Woanders klappt das übrigens auch besser. Bayern etwa gibt die Bundesmittel für die Unterbringung der Flüchtlingen zu 100 Prozent an die Kommunen weiter. Nordrhein-Westfalen tut das nicht.
Wie stehen Sie zum Bürgerhaushalt? Sollte man die Hattingerinnen und Hattinger fragen, wo sie Geld sparen oder ausgeben würden?
Ich bin dafür und würde noch weiter gehen. Die Idee der Bürgerforen sollte neu belebt werden. Jede Meinung zählt. Es geht nicht nur darum, jede Unzufriedenheit einzufangen. Man kann in solchen Runden Probleme ja auch mal auf den Punkt bringen. Das ist oft schon der halbe Weg zur Lösung.
Reden wir über das kulturelle Angebot in Hattingen. Weitere Kürzungen sind angekündigt.
Wenn es denn so ist, dass nicht mehr alle Angebote zu halten sind, muss man nach Synergien suchen. Dass es mit der Museums-Ehe nicht so gut funktioniert hat, heißt ja nicht, dass es nirgendwo klappt.
Wie sieht es denn bei den Chören aus? Was sagt die Präsidentin des Chorverbandes NRW zur Leidenschaft fürs Singen in dieser Stadt?
Die ist da und durchaus hörenswert. Natürlich haben die traditionellen Gesangvereine wie überall Probleme mit den Mitgliederzahlen. Das ist schade. Denn Singen im Alter macht ja durchaus Sinn. Was Sport für den Körper ist, ist Musik für Selle und Gehirn. Die gute Nachricht: Es gibt in Hattingen auch viele junge Chöre. Darüber freue ich mich ganz besonders. Und vielleicht kann man ja noch einige Altersstufen nach unten gehen. Der Chorverband NRW hilft gerade dabei, die Erzieherinnen in den Kitas für den Gesangsunterricht auszubilden. Singen hilft Kindern bei ihrer Entwicklung. Und wenn dann noch türkische Eltern bitte, türkische Lieder in die Kindertagesstätte mitzubringen, habe ich ein Stückchen Integration gleich mit geschafft.
Wann und wo singen Sie?
So oft es geht, der Ort spielt keine Rolle. Ich habe immer schon gesungen. Das Amt als Präsidentin des Chorverbandes NRW hat eine alte Leidenschaft in mir neu entfacht. Wenn man Spaß an der Sache hat, fällt auch die Arbeit leichter. denn die ist umfangreich. Der Chorverband hat viele Aufgaben. Er versteht sich als der richtungsweisende Vokalverband, der als starke kulturelle Kraft im Lande das Singen aller Bevölkerungsgruppen und Generationen ermöglicht und fördert.