Hattingen. Auf nur 85 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt sich die gesamte Geschichte der Bandweberei.Vor 20 Jahren wurde das Bandwebereimuseum Elfringhausen eröffnet
- Vor 20 Jahren wurde das Bandwebereimuseum Elfringhausen eröffnet
- Auf nur 85 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist die gesamte Geschichte der Bandweberei dargestellt
- Weil der Nachwuchs fehlt, blicken die Betreiber sorgenvoll in die Zukunft
Dass ein Krieger gar nichts Martialisches sein muss, können Besucher im Bandwebereimuseum Elfringhausen, Felderbachstraße 59, lernen. Das hält die Geschichte dieser Industrie in Hattingen seit genau 20 Jahren wach. Im Mai 1996 – eine Bannerfahne zeugt davon – wurde es vom Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V. (BHV) eröffnet. Der Geburtstag wird im August gefeiert.
Ein Krieger nämlich, das ist ein Werkzeug, mit dem die Bandweber die Fäden „kriegten“, erklärt Experte und Vereinsvorsitzender Volker Schlickum. Die Werkzeuge sind in dem 85 Quadratmeter großen Ausstellungsraum zu sehen – ebenso wie acht Webstühle. „Wir können hier die ganze technische Entwicklung zeigen“, schwärmt Schlickum – vom Schachten-Webstuhl, gebaut 1911, der für Muster geeignet ist, bis zum computergesteuerten Jacquard-Webstuhl, mit dem sich auch Bilder fertigen lassen. Relativ zügig kamen seinerzeit die Exponate ins vom damaligen Landtagspräsidenten eröffnete Museum, das 2010 beim internationalen Gemeinschaftsprojekt „à la Jacquard“ mitmachte. Das verband die traditionsreichen Textilindustriegebiete an Ruhr und Neiße.
Weber übrigens wurden bereits 1822 urkundlich in der Region erwähnt. Noch 1961 gab es in Elfringhausen 29 Weber mit 63 Bandstühlen. Ab 1972 jedoch ging es bergab, weiß Schlickum. Die vollautomatischen Maschinen bedeuteten das Aus für die Hausbandweber. Sechs von ihnen gründeten vor 20 Jahren das Museum mit, spendeten teils ihre Webstühle. Inzwischen bringen sich noch fünf in die Arbeit des Museums ein, treffen sich immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr und lassen die Maschinen laufen.
Sie können beispielsweise noch Karten schlagen. Und „als die Webstühle damals abgebaut wurden, wollte ich Skizzen zum Wiederaufbau fertigen, da haben die Bandweber gelacht. Sie sind mit ihnen aufgewachsen, machen das aus dem Kopf“, erinnert sich Schlickum.
Spezialisten sind sie, wissen, wie sie die Stühle warten, reparieren. Mit Sorge blicken Volker Schlickum und Bernd Fleischfresser vom HBV in die Zukunft. Denn Nachwuchs fehlt. „Wir versuchen auch an der Textilschule in Wuppertal junge Leute zu finden, die sich hier engagieren“, so Fleischfresser. „Eine angedachte Kooperation mit dem Museum Bocholt ist leider im Sand verlaufen“, sagt Schlickum. Auch die Bandweber werden älter, würden ihr Wissen gern weitergeben und Interessierte anlernen. Denn sonst droht das Geschichte bewahrende Museum vielleicht selbst Geschichte zu werden.