Gespannt war Friedhelm Endemann von ENVA-Sprachreisen schon, wie die erste Reise mit Schülern ins großbritannische Hastings nach dem Brexit werden würde. Einen solchen Wechselkurs jedenfalls, sagt er, „habe ich seit 1981 nicht mehr gesehen“. Derzeit weilt Endemann mit einer Schülergruppe in Hastings und erlebt die Stimmung dort hautnah mit.
Als junger Lehrer fuhr der inzwischen pensionierte Hattinger mit Schülern erstmals nach Hastings. Dem Badeort an der Südküste Englands blieb er treu, weil er für Schüler übersichtlich sei. „Uns gegenüber verhalten sich die Menschen nicht anders als vorher“, sagt Endemann. Aber die Gespräche würden sich immer wieder um ein Thema drehen: das Ergebnis des Referendums. „Es gibt viele Ängste und Unsicherheiten, bei den Befürwortern des Austritts aus der Europäischen Union ebenso wie bei denen, die gegen den Verbleib in der EU gestimmt haben“, weiß der Hattinger, der sich auch noch gut an das Referendum in Großbritannien von 1975 zur Europäischen-Wirtschaftsgemeinschaft erinnern kann. 62 Prozent der Menschen in Hastings hätten jetzt für den Austritt gestimmt. Es gebe eine große Fischer-Gemeinschaft, so Endemann, die sich ärgern würden darüber, dass die Fangquoten von der EU vorgegeben würden. Der Daily Mirror habe dieser Tage eine Titelseite aufgemacht mit „Dear World Sorry“, berichtet Endemann. Er habe schon den Eindruck, dass viele von dem Ergebnis des Referendums überrascht worden seien. „Aber jetzt, so habe ich das Gefühl, wollen sie das trotzig durchziehen.“ Besonders die gebildetere Schicht würde in Gesprächen um die Wirtschaft und die Ausbildung fürchten. Von mehr Ausländerfeindlichkeit, wie er sie vor der Abfahrt erwartet hatte, sei indes nichts zu spüren. „Die Leute versuchen gerade, zur Ruhe zu kommen.“ Viele seien „auf die Versprechungen hereingefallen. Da wurde ja vorher gesagt, dass mehr Geld fürs Gesundheitssystem da sein soll, das wurde dann später wieder zurückgenommen. Das war wie Rattenfängerei“, meint Endemann. Jedenfalls sei der Aufenthalt finanziell günstiger als gedacht. Noch bis zum morgigen Samstag hält er sich in der Stadt auf.