Hattingen. . WAZ-Leser erkunden das Finanzamt vom Keller bis auf das Dach. Dabei verfolgen sie auch den Weg ihrer Steuererklärung.

  • Höchstes Gebäude der Umgebung wurde 1968 gebaut
  • Akten lagern im Bunker unter dem Parkplatz
  • Vieles funktioniert inzwischen elektronisch

Vom Bunker unter dem Parkplatz bis hoch auf das Dach erkundeten die WAZ-Leser mit Geschäftsstellenleiterin Jana Gubbe und ihrem Stellvertreter Jörg Bracki das Finanzamt bei „WAZ öffnet Pforten“.

Erst 1968 wurde das Finanzamt gebaut – obwohl die Behörde schon seit 1921 in Hattingen tätig ist. In Gaststätten, Herbergen, Wohnungen hatten die Mitarbeiter damals ihre Dienststellen. Heute arbeiten die 99 Bediensteten am Rathausplatz und betreuen 21 000 steuerpflichtige Arbeitnehmer und 8000 Gewerbetreibende.

Die Leser folgten dem Weg der Steuererklärung. Von der Poststelle, in der alles alphabetisch auf die Mitarbeiter verteilt wird, bis zum Serverraum. „Jeden Abend werden die Daten nach Düsseldorf geschickt“, erklärt Gubbe. Dort werden die Steuerbescheide gedruckt. Der Rechnerraum ist übrigens der einzige klimatisierte im Gebäude.

„Arbeiten denn alle Finanzämter mit dem gleichen Programm“, will ein Leser wissen. In Nordrhein-Westfalen ja und auch bundesweit sei eine Vereinheitlichung geplant, sagt Mitarbeiter Detlev Janßen. „Aber wie war das denn früher ohne Computer“, überlegt eine Leserin. Da wurde alles händisch auf Papier eingetragen und päckchenweise nach Düsseldorf geschickt, erklärt Gubbe.

Heute kann vieles elektronisch abgeglichen werden. Das Finanzamt erhält Informationen aus verschiedensten Kanälen und vergleicht sie mit den Angaben der Bürger. „Also fällt es auf, wenn ich irgendwo einfach irgendwas eintrage“, hakt ein Leser nach. „Wir haben ein gutes Risikomanagement, schon der Computer erkennt vieles“, sagt Gubbe. Ganz ohne Papier geht es aber auch jetzt nicht. „Jede Akte müssen wir zehn Jahre aufbewahren.“ Und dafür geht es in den Keller, den Bunker hinter einer dicken alten Tür. Meterlange Regale stapeln sich dort in mehreren Räumen. „Wir haben einen Teil des Bunkers zugewiesen bekommen. Zum städtischen Teil haben wir aber keinen Zugang.“

Nach zehn Jahren werden die Akten in der Regel vernichtet – nur die für Betriebsprüfungen bleiben oft, so lange es die Firma gibt. Irgendwo hier lagert auch die Akte der Band Frida Gold, erzählt Gubbe. Die wird allerdings nicht vernichtet werden, sondern geht irgendwann ans Staatsarchiv.

Vom Keller geht es hoch hinauf. In der sechsten Etage blicken die Besucher aus Konferenzraum und Kantine, die übrigens von jedem Bürger täglich besucht werden kann, bis nach Bochum, Blankenstein und Essen. Und für die ganz Wagemutigen geht es über eine steile Metallleiter noch höher – auf das Dach des höchsten Gebäudes der Umgebung. Hier gibt es den Rundumblick, den sonst nur Techniker erleben, die hier arbeiten. Zum Beispiel an den Funkantennen für den Notruf von Polizei und Feuerwehr.