Hattingen.. WAZ-Leser erkunden die Gewächshäuser der Gemüsescheune und die Biogasanlage. Sie erfahren, dass inzwischen vieles der Computer steuert.
8000 Quadratmeter Gewächshäuser erkundeten die WAZ-Leser am Donnerstag bei „WAZ öffnet Pforten“ in der Gemüsescheune. Dabei lernten sie, was es bei dem Anbau von Beeren zu beachten gilt, warum es in der Gemüsescheune bis in den Herbst Erdbeeren gibt und wie die Biogasanlage auf dem Gelände funktioniert.
Gartenbauingenieur Björn Däuper führte die Gruppe über das Areal. Erste Station: Das 4000 Quadratmeter große Gewächshaus in dem die Erdbeeren wachsen. Hier hat sich viel getan: „Als ich zum ersten Mal hier reinkam, stand das Unkraut bis unter die Decke. Es gab auch keine Heizung“, erinnert sich Däuper. Inzwischen werden die Flächen wenn nötig mit der Wärme aus der Biogasanlage beheizt. Auf gemütliche 20 Grad Celsius. Die Bewässerung läuft automatisch. Über eine Wetterstation sammelt der Computer Daten zur Sonnendauer und mehr. Entsprechend steuert er den Wasserzufluss und die richtige Luftfeuchte.
Aktuell ist nur noch ein Teil der Fläche mit Pflanzen besetzt. Die wachsen in einer Art Blumenkasten auf einem Substrat aus Torf, Mutterboden und Holzspänen – bequem auf Pflückhöhe und so nach oben gebunden, dass Pilze kaum Chancen haben. Das Besondere: Anders als die Beeren auf dem Feld können diese Sorten jeden Monat neu Früchte tragen. Wenn alles gut läuft, gibt es in der Gemüsescheune von März bis November eigene Erdbeeren.
„Und wie werden die Blüten bestäubt“, fragt einer der Gäste. Das erledigen Hummeln. Die werden extra eingekauft. „Sie sind viel fleißiger als Bienen und nehmen jede Blüte mit, die nur halbwegs blüht“, lacht der 28-Jährige Björn Däuper. Die gleiche Firma liefert auch Nützlinge wie Schlupfwespen zur Bekämpfung von Blattläusen und Raubmilben, die Spinnmilben an den Kragen gehen.
Weiter geht es zur Biogasanlage. Die betreibt Jobst Overbeck. Sie versorgt die Gemüsescheune, der Großteil der Energie wird ins Stromnetz eingespeist. 14 Megawatt produziert sie pro Tag. „Mit der Anlage könnte man halb Hattingen für ein Jahr versorgen“, rechnet Däuper vor. Die Leser staunen. Vom Güllegeruch in unmittelbarer Nähe der Anlage lassen sie sich nicht schrecken und beobachten interessiert wie sich die Maschine zur „Fütterung“ in Gang setzt. Unzählige Bakterien im Inneren produzieren aus hauptsächlich Maissilage und Gülle Methan, Kohlendioxid und Wärme. Ersteres wird verbrannt und liefert so Strom.
Zuletzt geht es zurück zu den Beeren. Direkt neben der Blumenhalle wachsen Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren im Gewächshaus. Außerdem Johannisbeeren in rot, weiß und schwarz und Stachelbeeren. „Aber die funktionieren im Gewächshaus nicht gut“, weiß der Experte. Nur eine von vielen Lektionen, die das Team rund um Familie Liethmann im vergangenen Jahr gelernt hat.