Hattingen. Lebenshilfe Hattingen e.V. wurde einst von Eltern mit Kindern mit geistiger Behinderung gegründet. Heute umfasst das Angebot viele Bereiche von Wohnstätten bis hin zu Freizeitangeboten.

Betroffene Eltern, die sich Gedanken um die Zukunft ihrer Kinder mit einer geistigen Behinderung machten, gründeten die Lebenshilfe Hattingen e.V. im Jahr 1982. Was als Selbsthilfe begann, ist inzwischen gewachsen und auf professionelle Füße gestellt.

„Wir sind heute ein Dienstleister“, sagt Geschäftsführer Uwe Tillmann. Denn zum Verein gehören zwei Wohnstätten für Menschen mit einer geistigen Behinderung: Im Tom-Mutters-Haus Hackstückstraße und Tom-Mutters-Haus Schulstraße leben je 21 Menschen.

Doch der Verein betreut auch etwa 30 Menschen mit einer geistigen Behinderung ambulant in den eigenen vier Wänden über Fachleistungsstunden. „Wir bieten Hilfen und Freizeitangebote für diese Menschen und zwar abgestimmt auf die Bedürfnisse des einzelnen“, erklärt Tillmann. Schwimmen, Bogenschießen, Musikgruppe, Kochen: Immer wieder schauen die Ehrenamtlichen und die Hauptamtlichen, wo die Interessen liegen. Auch der Familien unterstützende Dienst sowie die sozialpädagogische Familienhilfe gehören zum Verein, der in seiner Geschäftsstelle zwei Menschen mit einer Einschränkung beschäftigt. Immer wichtiger wird das tagesstrukturierende Angebot für Rentner mit einer geistigen Behinderung.

Tillmann findet, dass die Idee des Mitbegründers der Lebenshilfe, Tom Mutters, der am 1. Februar mit 99 Jahren starb, wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden muss: „Es geht nicht darum, die Menschen einfach zu versorgen, sondern sie mehr unters Volk zu bringen. Dabei sollen sie nicht immer in Gruppen auftauchen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Bürger Lust hätten, in den Einrichtungen Menschen mit geistiger Behinderung kennen zu lernen, sich mit ihnen regelmäßig zu treffen.“

Dabei betont er, dass auch die Bewohner der Einrichtungen oder die ambulant Betreuten anderen Menschen viel geben könnten: „Warum sollen sie nicht mal ehrenamtlich in einem Seniorenzentrum arbeiten, viele könnten vorlesen oder mal mit den Bewohnern dort Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen“, schlägt Tillmann vor. Senioren und Menschen mit geistiger Einschränkung könnten sich so gegenseitig helfen. Er freut sich, dass sich der Verein auch im Bürgerzentrum Holschentor engagieren wird, erhofft sich neue Kontakte, neue Kooperationen.

Wichtig sind dem Verein, der kooptiertes Mitglied der Awo Ennepe-Ruhr ist, außerdem Projekte wie das Kunstprojekt, das in Bälde mit dem Restaurant Hackstück geplant ist: „Da sollen Skulpturen im Park aufgestellt werden“, sagt Tillmann, dessen Anliegen die Förderung flexibler Wohnformen ist. Mit solchen Aktionen könnten Menschen mit geistiger Behinderung auf sich aufmerksam machen.