Hattingen. . Die Reste der Henrichshütte, die heute Industriemuseum sind, stehen unter Denkmalschutz. Dafür hatten viele ehemalige Arbeiter kein Verständnis. Erhalt der Anlage ist technische Herausforderung.

  • Unter Denkmalschutz stehen Hochofen und andere Anlagen zur Roheisenerzeugung
  • Fehlschläge bei der Restaurierung
  • Bessemer-Stahlwerk war nur ein Jahr in Betrieb

Mehr als ein Jahrhundert wurde hier harte körperliche Arbeit verrichtet. Inzwischen wurden Lärm, Dreck und Gestank abgelöst von Diskussionen, Konzerten und Ausstellungen. Und Informationen über das, was viele Jahrzehnte das Leben der Arbeiter bestimmte. Die Reste der Henrichshütte, wo in Spitzenzeiten um die 10 000 Menschen arbeiteten, ist heute ein Denkmal – einfach war der Weg dorthin nicht.

Geschützt ist, grob gesagt, alles, was zur Roheisenerzeugung benötigt wurde: Hochofen, Abstichhalle, Erztaschen, Gebläsehalle und so weiter. Und Museumsleiter Robert Laube hatte dicke Bretter zu bohren beim Versuch, die Arbeitswege museumsgerecht aufzuarbeiten. „Ich bekam mitten in der Nacht Anrufe, dass das alles Mist sei“, erinnert er sich an die Ablehnung der ehemaligen Hüttenwerker. Fast vier Jahre dauerte die Annäherung. „Und dann stand eine anonyme Kiste mit Informationen vor meinem Büro.“

Aber nicht nur menschlich, auch baulich ist dieses Denkmal eine besondere Herausforderung. „Konservieren Sie mal Rost“, gibt der Museumsleiter zu bedenken. „Ein Stück herausflexen und ein neues einsetzen ist nicht denkmalgerecht“, weiß auch Olaf Schmidt-Rutsch, wissenschaftlicher Referent des Industriemuseums. Deshalb wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut viel geforscht. Und es gab Fehlschläge. Zum Beispiel hatte eine Kunststoff-Beschichtung nicht funktioniert, weiß Denkmalpfleger Jürgen Uphues. Der Lack der ersten Restaurierungsversuche platzte wieder ab. Dagegen gelang es bei der Restaurierung der Abstichhalle, den Boden mit seinen Spuren zu erhalten.

Ziel ist, dass das Industriedenkmal im derzeitigen Restaurierungsstand noch 20 Jahre überdauert. Bis dahin, so hoffen die Verantwortlichen, gibt es neue Techniken zur Konservierung. „Wir erhalten ein Denkmal, das auf Verschleiß gebaut war“, betont Schmidt-Rutsch.

Er hat sich auch mit einem besonderen und extra auf der Denkmalliste geführten Teil der Anlage beschäftigt: dem Bessemer-Stahlwerk, von dem viele ehemalige Hüttenarbeiter Stein und Bein geschworen hätten, dass es so eins hier nie gab. Es ist tatsächlich einer der ältesten Teile der Hütte. 1871 wurde es errichtet. Aber nur ein Jahr später ging die Stahlproduktion nach Dortmund – inklusive des Stahlwerks.

Das wurde übrigens laut alten Plänen genau dort gebaut, wo einst ein Hafen geplant war. „Den hat es aber nie gegeben“, fand Schmidt-Rutsch heraus. Er rekonstruierte das Bessemer-Stahlwerk – digital nach einem mehr als 130 Jahre alten Plan und durch Vergleiche mit ähnlichen Anlagen. „Es war wie nach Katalog gebaut. Millimetergenau passte eine Anlage aus Peine auf unsere Grundmauern.“ Und er räumt mit einem Missverständnis auf: Die Halle mit dem Stahlwerk, sei die eigentliche Gebläsehalle. Der Teil, den heute jeder unter dem Namen Gebläsehalle kennt, war dagegen die Kraftzentrale für die Stromerzeugung.