Hattingen. . Marcus Sommerey und Steffanie Bienick sind ab sofort die Ansprechpartner für alle, die sich für Flüchtlingein Hattingen engagieren wollen. Sie sind das Team einer neu gegründeten Koordinationsstelle.
In dieser Woche nimmt die Koordinierungsstelle für das Ehrenamt in der Hattinger Flüchtlingshilfe ihre Arbeit auf. Damit gibt es für jeden, der sich engagieren möchte, feste Ansprechpartner, die bei Unsicherheiten helfen und Bedarf und Angebote zueinander bringen. WAZ-Redakteurin Sabine Weidemann sprach mit den Projektkoordinatoren Steffanie Bienick (47) und Marcus Sommerey (35) über die Situation der ehrenamtlichen Helfer.
Wie sind Sie zu Ihrem Engagement für Flüchtlinge und auch für die Helfer gekommen?
Steffanie Bienick: Ich bin vor anderthalb Jahren zu der ehrenamtlichen Arbeit gekommen. Das war eine Initiative der Stadt, bei der Helfer für die Spendenstelle an der alten Feuerwache gesucht wurden. Ein Team von Wildfremden hat sich dort zusammengerauft und angepackt. Und daraus hat sich noch mehr entwickelt. Wir sind organisatorische Sachen angegangen, wie Freizeitangebote und die Frage, was brauchen Flüchtlinge eigentlich?
Marcus Sommerey: Ich bin bei der DJK Märkisch ehrenamtlich tätig. Viele Flüchtlingskinder in den Turnhallen spielen Fußball, da wollten wir ein Angebot machen. Am Zulauf hat es aber gehapert, auf unseren Flyer gab es kaum Reaktionen.
Gerade in der Anfangszeit gab es viele Menschen, die helfen wollten. Wie sieht es inzwischen mit der Einsatzbereitschaft aus?
Bienick: Im Sommer gab es einen großen Ansturm. Danach ist es etwas eingebrochen. Viele wollten erst einmal gucken, kamen dann aber nicht wieder. Aber viele Freiwillige sind auch geblieben und entwickeln neue Ideen.
Weshalb ist eine Koordinierungsstelle für die Ehrenamtler so wichtig? Wo drückt den Helfern der Schuh?
Bienick: Der Hauptfokus liegt derzeit auf Patenschaften. Diese Begleitung nimmt immer mehr zu. Die Leute bieten auch privaten Wohnraum an und viele suchen den direkten Kontakt zu den Familien. Aber sie haben auch Fragen: Wie weit geht der Kontakt? Was darf ich? Wie bin ich versichert?
Sommerey: Wir haben auch schon festgestellt, dass es manche Angebote doppelt gibt, ohne dass die Anbieter voneinander wissen. Und dann reicht die Nachfrage vielleicht nicht für beide, aber wenn sie sich zusammentun schon.
Bienick: Oder zum Beispiel bei Sprachkursen ist einer überfüllt und in dem anderen sitzen nur drei Leute. Das wollen wir koordinieren.
Fehlen noch bestimmte Angebote?
Bienick: Ja, vor allem in der Betreuung von alleinstehenden Frauen. Viele von ihnen kommen nicht freiwillig raus, man muss sie mitnehmen. Es geht also darum, Angebote zu schaffen und auch eine Begleitung zu organisieren.
Was muss ein Ehrenamtler mitbringen?
Sommerey: Da wollen wir ganz niederschwellig rangehen. Man braucht vor allem Motivation.
Bienick: Und Empathie.
Sommerey: Wir versuchen , eine Kontinuität zu erreichen. Aber wir freuen uns über jeden. Auch, wenn er helfen will, aber noch keine Idee hat wo.
Es gibt nicht nur Zustimmung, sondern auch viele Ängste. Wie begegnen sie Menschen, die Ihre Arbeit ablehnen?
Sommerey: Wir lassen uns die Grundwerte unserer Arbeit nicht von einigen wenigen zerstören. Allerdings muss man dem „Flüchtlinge-bekommen-alles-Gefühl“ vorgreifen.
Bienick: Wir bieten letztlich Hilfe zur Selbsthilfe.
Sommerey: Wir wollen Flüchtlinge nicht besser stellen. Es ist wichtig, die Bürger nicht zu vergessen.