Hattingen. . Halle an der Bismarckstraße wurde geräumt, Niederwenigern folgt. Sammelunterkunft an der Werksstraße soll so bald wie möglich ersetzt werden.

  • Flüchtlinge verzweifelt bei Umzug in andere Gemeinschaftsunterkünfte
  • Um Problemfälle will sich der ASB intensiver kümmern
  • 48 Zuweisungen seit Anfang des Jahres

Bis Pfingsten sollen die städtischen Flüchtlingsunterkünfte in Turnhallen leergezogen sein, die Talstraße bis Ende August. Schon am gestrigen Mittwoch standen Umzüge in der Halle an der Bismarckstraße an – und die offenbarten die Schwierigkeit hinter solchen Verschiebemaßnahmen. In zwei Wochen soll auch die Halle in Niederwenigern geräumt sein. Zudem will sich die Stadt mit Hilfe des Arbeiter- Samariter-Bundes (ASB) intensiver um die wenigen Problemfälle unter den Flüchtlingen kümmern.

Mit Tränen und Geschrei reagierten einige der 22 noch in der Bismarckhalle verbliebenen Flüchtlinge gestern auf die Nachricht, dass sie umziehen müssen. Denn nur eine Familie konnte in einer Wohnung untergebracht werden. Der Rest zieht entweder in die nächste Turnhalle – am Rüggenweg – oder an die Werksstraße. Zwar in die neuen Wohncontainer, aber der Name Werksstraße allein hat einen miserablen Ruf. „Da kann man nicht wohnen“, gibt Judith Krogmann ihren Eindruck von der alten Sammelunterkunft wider. Sie leitet die Einrichtung an der Bismarckstraße und muss mit ihrem Team an diesem Umzugs-Mittwoch vor allem Trost spenden und beruhigen. „Die Leute sind frustriert. Sie warten sechs Monate in der Turnhalle auf eine Wohnung und jetzt geht es wieder in ein anderes Camp“, weiß sie.

48 Zuweisungen in diesem Jahr

Auch die Stadt würde die Werksstraße gerne freiziehen. „Das ist das Ziel“, sagt die zuständige Dezernentin Beate Schiffer. Voraussetzung ist, dass die Zuweisungen gering bleiben. Derzeit erreichen keine neuen Flüchtling Hattingen. Seit Jahresanfang waren es 48. Ab Pfingsten sollen einige Bewohner der Werksstraße schon mit in den ehemaligen O&K-Trakt ziehen.

Am liebsten aber wollen alle in Wohnungen. Und alle haben gute Gründe. Die Entscheidung, wer in eine Wohnung ziehen darf und wer nicht, erscheint oft willkürlich. Probleme hat die Stadt aber weiter mit der Unterbringung junger Männer in Wohngemeinschaften. „Die Vermieter wollen nur Familien“, weiß Schiffer. „Dabei sind die jungen Männer hier so unkomplizierte Bewohner“, betont Einrichtungsleiterin Krogmann.

Nur wenige der 787 in Hattingen lebenden Flüchtlinge machen Probleme. „Das sind nur zwei bis drei Personen, die auffällig sind“, betont Schiffer. Und um die soll sich der ASB nun, nachdem die Betreuung in der Turnhalle wegfällt, verstärkt kümmern. Sozialarbeiter sollen auf die Betroffenen direkt in der Stadt zugehen – „auch, um dem Sicherheitsgefühl der Bürger entgegenzukommen“, wie die Dezernentin erklärt.

Problematisch sei aber, dass die Stadt keine Möglichkeit der Sanktion habe. „Wir können nicht sagen, sie sollen ausziehen oder bekommen weniger Geld“, erklärt Schiffer und hofft auf das Integrationsgesetz, das die Bundesregierung auf den Weg bringen möchte. Lediglich wer Inventar beschädigt, muss aktuell dafür aufkommen – wenn er erwischt wird.