Hattingen. . Das Ackerbürgerhaus am Steinhagen war eines der ersten Fachwerkhäuser in der Altstadt, die restauriert wurden. Unter Denkmalschutz steht es seit 1982

  • Das Gasthaus „Zur alten Krone“ war früher ein typisches Ackerbürgergehöft
  • Als es 1968 restauriert wurde, waren 90 Prozent der Balken gebrochen
  • Heute ist das Denkmal ein beliebtes Fotomotiv

Es ist eines der früh restaurierten Objekte in der Altstadt. Mehr noch, mitten in einer Abbruchwelle blieb das alte Ackerbürgerhaus erhalten. Und das, obwohl der Bau am Steinhagen selbst einsturzgefährdet war. Entsprechend gestaltete sich der Umbau abenteuer­lich. Und an dessen Ende stand eine Gaststätte, die mittlerweile zu Hattingens Traditionsbetrieben gehört – die „Alte Krone“.

Als typisches Ackerbürgergehöft weist die Hinweistafel das 1729 erbaute Gebäude mit seinem Nebenhaus (Steinhagen 6) aus. Vorn, zum Steinhagen hin, lag der Wohnbereich, nach hinten der Wirtschaftsbereich. Und auch als die landwirtschaftliche Nutzung endete, war hier viel los. Es war Kupferschmiede, Ledergroßhandlung und mehr als 100 Jahre lang Bäckerei. Später wurde dort zwar nicht mehr gebacken, aber Tante Böttgenbach verkaufte Brot und Backwaren.

Zuletzt war es Wohnhaus. „Heute ist es ein Schmuckstück, aber in den 1920er und 30er Jahren war das die Proletenunterkunft“, weiß Stadtarchivar Thomas Weiß. 20 bis 30 Menschen hätten dort gelebt.

Noch sechs Mietparteien mussten ausziehen, als es 1968 an die Renovierung ging. Drei Jahre dauerte die und hielt einige Überraschungen parat. Zum Beispiel, als bei Kellerarbeiten am dazugehörigen Haus Nummer 6 eine Grube mit zahllosen Tonscherben aus dem 18. und 19. Jahrhundert entdeckt wurde und die Arbeiter sich als Amateurarchäologen betätigten. Es wurde vermutet, dass einst eine Töpferei am Steinhagen stand. Die Scherben gingen an das Heimatmuseum. Auch eine Grabplatte, vermutlich vom Kirchplatz, wurde freigelegt.

Das Dach rutschte ab

Weniger erfreulich war der Zustand des Fachwerkhauses selbst. 90 Prozent der Balken seien gebrochen gewesen. Für den Wiederaufbau habe deshalb kaum altes Material verwendet werden können. Bei der Eröffnungsfeier der „Krone“ 1971 berichtete Hausbesitzer Julius Tovenrath außerdem von weiteren Schwierigkeiten: „Das Dach rutschte uns aus der Zange. Wurmbefall und Holzfäule waren so stark, dass ein neuer Dachstuhl gezimmert werden musste.“

Und beim Ausschachten der Toilettenanlage sei man plötzlich einen Meter im Schlickboden abgerutscht. „Wir befanden uns in der Aufschwämmung des Emschebachs“, erzählte Tovenrath damals.

Heute sind derartige Schwierigkeiten längst vergessen. Seit Januar 2014 ist Stefanos Katsios Chef im Hotel und Restaurant „Zur alten Krone“. „Es ist urig, romantisch“, findet er. Und durch das Fachwerk habe das Haus einen ganz eigenen Charme. „Wir Hattinger, die das tagtäglich sehen, vergessen das oft“, überlegt Katsios. Nicht dagegen die Touristen, für die die „Krone“ mit dem schiefen Kirchturm dahinter beliebtes Fotomotiv ist. Oft kämen die Leute auch herein – um Fotos zu machen. „Ich finde es schön, dass so ein Haus erhalten bleibt und gepflegt wird“, betont der Gastronom. Besonders erinnert sich der 30-Jährige aber an Besucher, die das Haus vielleicht besser kannten als er selbst: „Das waren Leute, die früher hier gewohnt haben. Die sind dann als Hotelgäste geblieben.“