Hattingen. An Ostern dreht sich alles ums gekochte und gefärbte Hühnerei. Ovales läuft uns aber viel öfter über den Weg. Ein Weg, der letztlich zur Wiege der Stadt führt.
Wer etwas für einen Apfel und ein Ei kauft, hat in der Regel ein gutes Schnäppchen gemacht. Ansonsten kommt dem Ei im Alltag nicht wirklich große Bedeutung zu. Lediglich am Osterwochenende ist das Ei, im wahrsten Sinne des Wortes, in aller Munde, wird gefärbt und ausgeblasen und hängt zuhauf in den Sträuchern. Grund genug, dem Ovalen im Alltag auf die Spur zu gehen.
Liam Doughton zum Beispiel hat fast täglich mit einem Ei zu tun, allerdings wird es von ihm nicht so vorsichtig behandelt, wie es sich für ein zerbrechliches Hühnerei gehört. Doughton spielt Rugby, erst kürzlich wurde er für die nächste Saison erneut in die deutsche Nationalmannschaft berufen, drei Spiele stehen an. Das genoppte Gummi-Ei wird dabei oft hohen Belastungen ausgesetzt. „Bei einem Freihand-Kick wird der Ball ungefähr 60 Meter weit geschossen, wenn nicht sogar weiter“, sagt Doughton. Auch beim Tackling kämen einige Kräfte zusammen, so der 15-fache Nationalspieler.
Gegen das Ei vom Hattinger Untermarkt sollte der Rugby-Profi allerdings weder laufen noch treten, ein gebrochener Fuß wäre ihm wohl sicher. Denn das Kunstwerk „Die Hockende“ besteht aus Bronze, und die gibt nicht nach. Die Skulptur zeigt eine nach innen gewandte besinnliche Frauenfigur, die zum Träumen und Verweilen einlädt, ähnlich wie es die Frau selbst macht. Mit dem richtigen Blick erinnert dieses Kunstwerk, das seit dem Jahr 1980 auf dem Untermarkt steht und von Ulla H’loch-Wiedey erschaffen wurde, an ein Ei. „Der Mensch und seine Probleme sind Inhalte meiner Arbeit“, hat die 2002 verstorbene Künstlerin einmal gesagt. Vor allem das Thema „Mutter und Kind“ lag ihr am Herzen, verschlungene Formen finden sich in ihrem gesamten Schaffen. In ihrer Kunst geht es um das wechselhafte Auf und Ab des Lebens, ganz ähnlich den Bewegungen, die ein rollendes Ei vollführt.
Diese Bewegungen zeigen derweil auch, dass die Form eines Ei keine einfache ist. „Ein Ei hat eine sehr schwierige Form. Es ist übrigens gar nicht so leicht, ein Ei zu zeichnen“, sagt der Grafiker und Designer Thomas Serres. Schließlich handele es sich dabei um eine Naturform, die nur schwer zu vereinheitlichen sei. Bei seiner Arbeit greift Serres daher mit der Ellipse vornehmlich auf die symmetrische Spezialform des Ovals zurück. Eine Form, die er im Vergleich zum aus mathematischer Sicht perfekten Kreis nicht abwerten will: „Was ist schon eine perfekte Form?“
Kirchplatz – das größte Ei der Stadt
Aus der Luft betrachtet bietet zuletzt auch der Blick auf die Stadt einen ovalen Anblick, zumindest wenn man Richtung Kirchplatz schaut. Die Häuser ringsum bilden das vielleicht größte Ei der Stadt, ähnlich auch die Buden während des Weihnachtsmarkts. Für diesen Blick braucht es aber wohl zunächst ein Flugzeug mit Fenstern. Die haben übrigens, aufgrund des hohen Drucks in großer Höhe, immer eine ganz bestimmte Form...