Hattingen. Rat der Stadt beschließt die Anmietung der ehemaligen Industriegebäude zur Unterbringung von 500 Flüchtlingen. Bedenken der CDU finden keine Mehrheit.
- Zentraler Pfeiler im Raumkonzept der Stadt
- Belegung von Sporthallen wird ausgeschlossen
- CDU warnt vor Ghetto in der Innenstadt
Unverzüglich will die Stadt damit beginnen, ehemalige Verwaltungsräume auf dem brachliegenden O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße für die Unterbringung von insgesamt 500 Flüchtlingen vorzubereiten. Die Entscheidung dafür fiel am Donnerstagabend im nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung. SPD, Grüne, FDP, Linke und Linke-Piraten stimmten dafür, die CDU war dagegen. Der Standort O&K ist zentraler Pfeiler im Raumkonzept der Stadt, das Angebot für Asylsuchende im Laufe dieses Jahres von 800 auf 1800 Plätze zu erhöhen, ohne dabei auf Sporthallen zurückgreifen zu müssen. Die sollen möglichst schnell Zug um Zug leer gezogen werden und künftig auch als Notlösung nicht mehr in Betracht kommen.
Während das Thema im nicht öffentlichen Teil der Sitzung kaum noch diskutiert wurde, war es im öffentlichen Teil hoch her gegangen. Gerhard Nörenberg warnte eindringlich vor der Maßnahme. „Je größer die Einrichtung wird, um so größer werden die Probleme“, sagte der CDU-Fraktionschef. „Wir schaffen ein Ghetto und sorgen für Ängste in der Bevölkerung. Die Wohnbebauung ist ja gleich nebenan. Und warum überhaupt müssen so viele Flüchtlinge in der Stadtmitte untergebracht werden.“
Gegen die Fraktion gestimmt
Die Nähe zum Zentrum helfe den Asylsuchenden und erleichtere die Integration, hielt SPD-Fraktionschef Achim Paas dagegen. Auch sei an größeren Standorten die Betreuung einfacher. Und: Die Maßnahme bei O&K ermögliche es, andere Unterkünfte wie die an der Werksstraße zu entlasten.
Nörenbergs Mahnung, die Sorgen der Anwohner müssten ernster genommen werden, er habe von Menschen gehört, die aus Angst vor Ausländern in Geschäfte geflüchtet seien, machte dann sogar seinen Fraktions-Vize Theo Haske zornig. „Wir können in dieser Stadt sehr gut mit Flüchtlingen leben. In Niederwenigern haben wir gezeigt, wie Integration problemlos funktioniert“, polterte der Ortsbürgermeister der Wennischen, die sich um 100 Asylbewerber in der Turnhalle kümmern. Bei der Abstimmung stellte sich neben Theo Haske auch Nicolas Baumeister gegen das Nein seiner Fraktion.
Frank Staacken (Grüne) erinnerte daran, dass schon in den 1990-er Jahren die meisten Flüchtlinge in der Innenstadt wohnten. Und: Die Anwohner von O&K hätten jahrzehntelang Maschinen in ihrer Nähe ertragen. Da sollte es auch mit Menschen klappen. Gilbert Gratzel (FDP) sieht zum Standort keine Alternative, auch wenn das O&K-Gelände dringend entwickelt und vermarktet werden müsste.