Hattingen. Haus Bredenscheid wurde als Urlaubsstätte für Arbeiter der Goldschmidt AG gebaut. Zeitweise war es aber auch Kinderheim.
- Spielort eines Romans
- Marie-Luise Marjan lebte hier
- Heute als Tagungshotel bekannt
Mitten im Grünen liegt das alte Fachwerkhaus. Bestens geeignet, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Und genau zu diesem Zweck wurde es auch gebaut – das Erholungsheim Goldschmidt. Auch heute noch dient es neben der Arbeit auch der Erholung. Es ist Tagungshotel, Haus Bredenscheid. Zum Spielort eines Romans wurde das Denkmal allerdings durch eine andere Nutzung. Und während der lebte hier auch eine der bekanntesten Hattingerinnen.
Ein Haus stand an dieser Stelle schon bevor der Essener Unternehmer Karl Goldschmidt das idyllisch gelegene Fleckchen entdeckte. Einst gab es hier einen Bauernhof – vermutlich Hof Kuhle. Den kaufte die chemische Fabrik und Zinnhütte Theodor Goldschmidt im Jahr 1907 auf.
70 000 Mark investierte Firmenchef Karl Goldschmidt anlässlich des 25-jährigen Bestehens seiner Firma in den Bau des Erholungsheims für Mitarbeiter. Und genau diese Bedeutung für die Geschichte des Menschen macht das Haus im Schulenbergwald denkmalwürdig. Seit 2005 steht es unter Schutz. Es steht für die „sozialen Bestrebungen eines Firmeneigentürmers, der in ‚patriarchalischer‘ Verantwortung für die Familien seiner Angestellten diesen einen Teil des von ihnen erwirtschafteten Gewinns zurückgab“, heißt es in der Begründung zur Unterschutzstellung.
Fortschrittliche Urlaubsregelungen
Karl Goldschmidt etablierte Anfang des 20. Jahrhunderts weitere „soziale Innovationen“, wie Evonik Industries, das aus der einstigen Goldschmidt AG hervorging, informiert. So gründete er eine Pensions- und Betriebskrankenkasse und führte fortschrittliche Urlaubsregelungen ein. „Im Gegenzug erwartete er allerdings von den Mitarbeitern, dass sie sich von gewerkschaftlichen Aktivitäten und der Sozialdemokratie fernhielten“, so Evonik.
Für die damalige Zeit war das Erholungsheim im Grünen luxuriös ausgestattet und sollte so motivierend wirken und die Arbeitsmoral steigern. Übrigens obwohl es noch jahrelang lediglich einen großen Gemeinschafts-Waschraum gab.
Die ersten Gäste zogen 1909 ein. Zwischen einer und 1,75 Goldmark zahlten sie für die Übernachtung – gestaffelt nach dem Einkommen. Wer sich das nicht leisten konnte, konnte von einer Stiftung von Hans Goldschmidt (der Bruder von Firmenchef Karl) profitieren, die den Urlaub bezuschusste.
Im zweiten Weltkrieg war es aber vorbei mit dem Urlaub im Hattinger Wald. Nach einem schweren Bombenangriff auf Essen im Jahr 1943, benötigte die Stadt das Haus, um evangelische Waisen aus einem zerstörten Kinderheim unterzubringen. Um die 70 Kinder wohnten daraufhin in dem Fachwerkgebäude. Eine Zeitlang soll hier auch eine der bekanntesten Hattingerinnen gelebt haben – Marie-Luise Marjan. Und als Kinderheim spielt das Haus zudem in einem Roman eine Rolle. „Hitler and Mars Bars“ von Dianne Ascroft erzählt die Geschichte des Waisenjungen Erich, die in eben jenem Haus in Bredenscheid beginnt.
Im Oktober 1952 erhielt schließlich die Goldschmidt AG das Gebäude zurück. Von der ursprünglichen Gestaltung sind nach einer grundlegenden Modernisierung 1974 heute noch die Diele und das Treppenhaus erhalten. 27 Zimmer stehen Übernachtungsgästen im Tagungshotel der Evonik Industries heute zur Verfügung – inzwischen übrigens mit eigenem Bad.