Hattingen. . Großes Gedränge im Rathaus: Eltern, Schüler und Lehrer protestieren mit Plakaten. Politiker fordern sachliche Diskussion. Gilbert Gratzel (FDP) äußert Unmut über den Ton der Kritik
Mit 37 Ja-, sieben Gegenstimmen und keiner Enthaltung hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend den Umzug der Realschule Grünstraße in das Schulzentrum Holthausen beschlossen – nach 50-minütiger Diskussion. Dezernentin Beate Schiffer referierte zudem die Bedenken in den Stellungnahmen des Gymnasiums Holthausen und der Realschule Grünstraße. Der integrierte Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung 2016-2020 ist aber jedenfalls jetzt beschlossene Sache.
Wer in den Ratssaal wollte, musste sich an Schülern, Eltern und Lehrern vorbeidrängen, die ab der Eingangstür Spalier standen, sogar den Boden mit Protestbekundungen ausgelegt hatten wie „Wir wollen nicht umziehen“. Viele trugen Grün, hielten grüne Schilder hoch. „Eure Politik lässt uns verstummen“, teilten Kay (15), Mikail (16) und Furkam (16) auf einem Plakat mit. „Jüngere Kinder sollen ein Verständnis für Politik entwickeln. So wie das hier abläuft, bekommen sie ein falsches Bild davon“, so Kay.
Verärgert sind die Protestierenden besonders darüber, dass die Schule so spät über die politischen Pläne informiert wurde: „Wir sind ein Bauernopfer. Andere Schulen haben sich gewehrt. Wir waren still, weil wir ja gar nicht wussten, dass wir zur Diskussion stehen“, ärgert sich Ana Cabello Gonzáles (47).
6100 Unterschriften übergeben
Ihre Tochter wird zwar zum Umzugszeitpunkt wohl nicht mehr auf der Schule sein, „man weiß ja auch nicht genau, wann das passiert, jedenfalls bis 2020“, aber ihr geht es „ums Prinzip“. Wie ihr geht es vielen nicht nur um persönliche Betroffenheit. Zu jenen zählt auch Andrea Gasch (39), die selbst schon die Realschule Grünstraße besuchte, aber: „Es geht um die Schule. Und um Demokratie.“ Darin ist sie sich mit Lehrerin Andrea Daft (46) einig. 6100 Unterschriften gegen die Verlegung hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende Nicole Hill Dirk Glaser noch in einer Kiste vor der Sitzung übergeben.
Plakate sind auch auf der Besuchertribüne im Ratssaal für die Politiker gut sichtbar aufgehängt. Von „plattmachen“ und „Vernichtung“ ist da die Rede. Daran stößt sich vehement Gilbert Gratzel, Fraktionsvorsitzender der FDP. Die Kommunikation sei schiefgelaufen. Aber die Aggressivität der Wortwahl sei fehl am Platz. „Die Lehrer sollten ihrem pädagogischen Auftrag nachkommen“, kritisiert er. Kriegerisch sei das Vokabular. Dabei gehe es um einen Argumentationsaustausch und eine sachliche Entscheidung. „So Plakate will ich hier in dem Raum nicht sehen.“