Sprockhövel. Durch Zufall kam Bankkaufmann Maik Geilenbrügge vor zwei Jahren zum Modeln. Jetzt hat er einen Schönheitswettbewerb gewonnen.

  • Fotografin, Friseurin, Kosmetikerin und Visagistin wurde an Karneval auf ihn aufmerksam
  • Seitdem modelt Geilenbrügge nebenbei
  • Beruf und Studium sollen ab Vorrang behalten

Maik Geilenbrügge war schon irritiert, als ihn auf einer Karnevals­feier in Hattingen vor zwei Jahren eine Frau ansprach und sagte, er sehe gut aus, ob sie nicht ein paar Fotos von ihm machen dürfe. „Es stellte sich heraus, dass sie professionelle Fotografin ist“, sagt der heute 23-Jährige aus Sprockhövel, der vorher noch nie etwas mit dem Modeln zu tun gehabt hatte. „Als Kind war ich pummelig und habe viel vor dem Computer gesessen“, sagt er.

Geilenbrügge willigte ein und stand kurz danach bei Britta Meyerling, die außerdem Friseurin, Kosmetikerin und Visagistin ist, im Fotostudio. Sie machte ein paar Fotos, doch sie richtig leicht gefallen sei es ihm nicht, sagt Geilenbrügge. Doch Meyerling hatte einen Narren an ihm gefressen, motivierte ihn, entwickelte große Pläne mit ihm. Und sie begann, ihm kleinere Fotoshootings zu vermitteln.

Vor einem Jahr jobbte Geilenbrügge, der eigentlich Bankkaufmann ist, zum Beispiel für einen Anzughersteller auf der Hochzeitsmesse des Restaurants Diegardts Kühler Grund, auch für das Modelabel „Home is where your heart is“. Doch das bisherige Highlight war ein Fotoshooting für Haribo – eine besondere Herausforderung: „Da wurde erwartet, dass die Fotos auf Knopfdruck sitzen“, sagt Geilenbrügge. Und das Lächeln sollte nicht gestellt aussehen. „Aber irgendwann zittern die Mundwinkel.“ Er biss sich durch, durfte neben einer netten Summe Geld auch reichlich Haribo-Artikel mitnehmen. „Die habe ich dann an andere verschenkt.“ Im Bekanntenkreis musste er sich Witze anhören, wurde als Gummibärchen bezeichnet. Wie vorher auch schon: „Im Fußballverein wurde Witze gemacht, dass ich doch als Mario Gomez-Double arbeiten könnte“, sagt Geilenbrügge trocken.

Dann kam der Vorschlag von Britta Meyerling, er solle sich doch mal für einen Lokalwettbewerb der Miss Germany Corporation bewerben. Tatsächlich kam auch nach einiger Zeit ein Anruf, doch da hatte Geilenbrügge gerade mehrere Operationen hinter sich. „Ich habe gesagt, sie sollen mich bitte, bitte beim nächsten Mal wieder anrufen.“

Und er hatte Glück. Im Februar kam der Anruf, dass er beim Wettbewerb zum Mister Neuss im Rheinland antreten darf. „Da wird man regional zugeteilt“, erklärt Geilenbrügge.

Er trainierte fleißig, nahm nur noch zwei Mahlzeiten am Tag zu sich – gesunde versteht sich. Am vergangenen Samstag war es dann so weit. „In der Nacht vorher konnte ich kaum schlafen.“ Am Morgen ging es zum Make-Up zu Britta Meyerling. Mittags wurde noch einmal der Ablauf durchgesprochen. Vier Durchgänge gab es: ein Gang mit im sommerlichen Outfit über die Bühne, einen mit Jeans, Flipflops und freiem Oberkörper, dann eine kleine Fragestunde mit den Juroren – darunter Mirja du Mont, ehemalige Miss Germany und selbst Model – und schließlich ein Gang mit allen über die Bühne. „Beim Probelauf war ich sehr angespannt und habe gezittert“, sagt Geilenbrügge. Doch dann lief alles gut. „Ich kam mir nur etwas komisch vor, mich mitten in einem Kaufhaus mit Mikrofon allen vorzustellen“, sagt Geilenbrügge. Doch es sei eine gute Übung fürs Selbstbewusstsein, sich öffentlich so zu präsentieren.

Familie und Freunde stolz

Als er dann von seinem Sieg erfuhr, war er überwältigt. „Da habe ich alle Anstrengungen vergessen.“ Und er bekam Anerkennung. „Mein Vater zeigt überall Fotos von mir herum“, sagt Geilenbrügge. Und auch Freunde und Bekannte klopften ihm auf die Schulter. Im Herbst darf Geilenbrügge jetzt bei der Mister NRW-Wahl antreten. Doch für ihn ist klar: „Die Arbeit hat Vorrang.“ Und in Kürze beginnt er ein Bankfachwirtsstudium. Das Modeln will Geilenbrügge gerne nebenbei weitermachen. Und wer weiß, vielleicht wird ja doch Britta Meyerlings Traum wahr und er kommt noch groß heraus.