Hattingen. Dirk Sondermann regt an, die Stadt möge ihre mit realen Orten verbundenen geheimnisvollen Geschichten doch touristisch vermarkten.
Würde jemand Dirk Sondermanns aktuelles Anliegen sagenhaft nennen, träfe er damit gewissermaßen ins Schwarze. Schließlich regt der Hattinger an, die örtlichen Sagen zur Ankurbelung des Tourismus zu nutzen – zum Wohle der Stadt.
Dem 55-Jährigen, der mehrere Bücher über die regionale Sagenwelt geschrieben hat, liegen Legenden über heilige Stätten, mit denen Wunder verbunden werden, oder übernatürliche Phänomene am Herzen. Vor 13 Jahren hat er das Institut für Erzählforschung im Ruhrgebiet gegründet. 2010, als die Region Kulturhauptstadt war, das Internet-Projekt „Sagenhaftes Ruhrgebiet“ ins Leben gerufen. Seither reifte in ihm die Idee, Hattingen könne seine vielen lokalen Sagen doch kreativ vermarkten.
Sagenpfade von der Ruhr aus in die Altstadt, etwa zum Kirchturm von St. Georg oder zum Horken-stein, beides Schauplätze lokaler Sagen, die Radtouristen mit Hilfe von Hinweistafeln im Wortsinne erfahren könn(t)en; sagenhaftes Wandern rund um den Isenberg oder die Burg Blankenstein; Sagenführungen; Sagentheater: Sondermann sagt, die Hattinger Sagenwelt biete für den Tourismus „einen noch unentdeckten Schatz“.
Denn geheimnisvolle Geschichten, diese Erfahrung hat der Wahl-Hattinger immer wieder gemacht, interessieren die Menschen. Die über den Raubritter Joost zum Beispiel, der auf der Burg Blankenstein sein Unwesen getrieben haben soll. Oder die über Siegfrieds Drachenkampf und Brünhilds Wohnort auf der Isenburg. Indem man Sagen öffentlichkeitswirksam mit realen Orten verbinde, mache man sie auch sinnlich fühlbar.
Nicht nur die (zuletzt leicht rückläufige) Zahl der Touristen in Hattingen lasse sich durch eine Sagen-Vermarktung erhöhen, auf diese Weise könne es zudem gelingen, viel Geld in die (städtischen) Kassen spülen, glaubt Sondermann. Und betont: „Ganze Regionen wie der Mittelrhein nutzen lokale Sagen bereits erfolgreich für ihr Stadtmarketing.“ Aber auch in der 11 000-Einwohner-Gemeinde Raesfeld im Münsterland „existiert seit drei Jahren ein Kunst- und Sagenpfad, der gern genutzt wird“.
Georg Hartmann, Geschäftsführer der Stadtmarketing-Agentur, begrüßt die Anregungen Sondermanns: „Die Einbeziehung von Hattinger Sagen in unsere Tourismus-Aktivitäten ist ein toller Ansatz, nicht nur Touristen, sondern auch den Hattingerinnen und Hattingern unsere sagenumwobene Geschichte näherzubringen“.
Hattingen Marketing mache die Geschichte der Stadt zwar schon jetzt erlebbar, zum Beispiel mit den Nachtwächterführungen durch die historische Altstadt. Man wolle sich, so Hartmann, mit Dirk Sondermann aber gern darüber austauschen, „wie wir die Idee der Sagenpfade konkret realisieren könnten“. Und wie die Idee finanziert werden kann.