Hattingen. Hattingens Fahrradhändler vertreten verschiedene Ansichten zum Sinn öffentlicher Ladestationen. Experten geben Tipps zum sicheren Laden der Akkus.
Die Fahrradhändler im Stadtgebiet sind unterschiedlicher Auffassung über die Notwendigkeit von öffentlichen Ladestationen. Andreas Hecken hatte den Stationen – eine neue ist zuletzt am Reschop Carré in Betrieb genommen worden – im Gespräch mit der WAZ lediglich eine Funktion als Werbeträger zugewiesen. Sascha Wurm, der gemeinsam mit mehreren Werbepartnern noch weitere Stationen in der Stadt aufbauen möchte und sein Konzept in den nächsten Wochen vorstellen will, hält dagegen und warnt vor großen Gefahren, mit denen das unsachgemäße Laden der Akkus etwa in einem Restaurant verbunden sei.
Grund genug für die WAZ, das Thema mit Experten zu besprechen. Stefan Behrens, Leiter des Fachausschusses Technik im ADFC Nordrhein-Westfalen, sieht keine große Gefahr darin, den Akku beispielsweise in einer Gaststätte aufzuladen. „Die Geräte sind für die Nutzung im Inneren hergestellt und nur für draußen nicht geeignet“, sagt Behrens. Daher müssten Ladestationen vor allem wasserdicht sein.
Letztlich handele es sich bei den E-Bike-Akkus um ähnliche Produkte, wie sie in Smartphones oder Laptops verbaut werden, lediglich mit größerer Kapazität. „Es gibt immer mal Ausnahmen, dann aber vor allem bei Billigprodukten“, erklärt Behrens. In den gängigen Modellen sei dagegen eine Ladeelektronik installiert, die dafür sorge, dass alle Zellen des Lithium-Ionen-Akkus gleichmäßig aufgeladen werden.
Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicher (IFS) benennt die Gefahr in den Akkus mit konkreten Einschränkungen. Brände entständen sehr selten, „meist durch sorglosen, falschen oder unsachgemäßen Umgang“, sagt Instituts-Geschäftsführer Hans-Hermann Drews. „Vorsicht ist besonders geboten, wenn der Akku beschädigt ist oder mehrere Monate nicht genutzt wurde und erstmals wieder aufgeladen wird.“ Das Institut empfiehlt, Akkus in trockenem Zustand und bei Raumtemperatur, nicht unbeaufsichtigt über Nacht oder in der Nähe von brennbaren Materialien aufzuladen. Auch die Lagerung bei niedrigen Temperaturen in einer ungeheizten Garage sollte vermieden werden. Außerdem sollten die Nutzer die Akkus weder zerlegen noch modifizieren.
Gutes Geschäft für Gastronomie
Ähnlich wie Fahrradhändler Andreas Hecken rät übrigens auch Stefan Behrens vom ADFC den Gastronomen, eine Steckdose für E-Bike-Fahrer bereitzuhalten. „Die Wirte können sich dann darüber freuen, dass die Gäste für zwei Stunden bleiben und mehr als nur eine Cola trinken.“ Denn so lange dauert es in etwa, bis ein Akku von 20 auf 80 Prozent seiner Kapazität aufgeladen ist.
Öffentliche Ladestationen betrachtet Behrens dagegen mit Skepsis: „Meist sind das keine richtigen Ladestationen, sondern nur öffentliche Steckdosen. Wenn Ladegeräte in den Stationen sind: Wer garantiert dem Nutzer, dass das richtige für sein Rad dabei ist?“ Daher rät er dazu, immer das eigene Ladegerät beim Ausflug mitzunehmen oder alternativ in einen Ersatzakku zu investieren. Die Kosten liegen bei 500 bis 800 Euro.