Hattingen. . Das ehemalige Verlagsgebäude Hundt am Obermarkt beherbergte Hattingens erste Redaktion. Es wartet mit einem berühmten Fenster auf und hier stand eines der ersten Telefone der Stadt.

Hier wurde im wahrsten Wortsinn Stadtgeschichte geschrieben. Das Haus am Obermarkt mit einem Eingang an der Kleinen Weilstraße war einst Verlagshaus der ersten Hattinger Zeitung und Stammhaus der Familie Hundt, die über vier Generationen eine der bedeutendsten Druckereien der Region führte.

Alles fing mit Carl Wilhelm Hundt an, der 1837 eine Buchbinderei gründete. Nur zwölf Jahre später erscheint am ersten März die erste Ausgabe der „Märkischen Blätter“. Jeweils am Mittwoch und Samstag informiert die Zeitung über Neuigkeiten bis sie 1882 in „Hattinger Zeitung“ umbenannt wird. Während des Ersten Weltkrieges erlangt ein Fenster des Verlagshauses Berühmtheit. Aus dem so genannten „historischen Eckfenster“ im ersten Stock verkündete ein Redakteur täglich die aktuellsten Meldungen von der Front.

Dr. Rudolf Hundt, letzter Inhaber des Traditionsbetriebes, erinnerte sich in in einer Niederschrift an das Verlagshaus am Obermarkt; „Im Erdgeschoss unseres Hauses befand sich, mit der Front zum Obermarkt eine, ‘Kolonialwaren-Handlung’. Die Geschäftsstelle der Zeitung war durch den Hauseingang an der Kleinen Weilstraße zu erreichen.“ Im ersten Stock lebte er mit seinen Eltern und Geschwistern. Und gegenüber der Küche befand sich ein Redaktionsbüro. „Durch den Flur bewegte sich täglich eine nicht geringe Zahl von Besuchern, die zu dem Redakteur wollten“, schrieb Hundt. In dem Büro hing außerdem eines der wenigen Telefone der Stadt. „Wir hatten damals die Nummer 5.“

1936 wurde aus der „Hattinger Zeitung“ die „Heimat am Mittag“. 30 Jahre lang erschien die, wie der Name verrät, am Mittag, bevor aus ihr der am Morgen erscheinende „Ruhr-Anzeiger“ wird, dessen Abonnenten wiederum 1972 von der WAZ übernommen werden.

Bereits seit 1948 wurde die WAZ in Teilen in Hattingen gedruckt. Im gleichen Jahr gründete Dr. Rudolf Hundt den Deutschen Buchklub. Für den arbeitete unter anderem Gisela Maas, die sich in Harri Petras Buch „Ich war auch dabei. Erinnerungen an die Druckerei C. Hundt“ an ihre Zeit am Obermarkt erinnert: „Die ersten Jahre meiner Buchklubzeit verbrachte ich mit sechs Angestellten im rechten Teil der Geschäftsstelle, wenn man das Gebäude von der Kleinen Weilstraße aus betrat.“

Auch wenn es den Buchklub längst nicht mehr gibt, spielen Bücher auch heute noch die Hauptrolle in dem denkmalgeschützten Haus. Seit 2006 ist dort die Mayersche Buchhandlung ansässig. Beim Umbau für den Buchladen waren die Trennwände entfernt worden. „In einer Ecke stehen aber noch die alten Balken mit der Trennung“, sagt Denkmalpfleger Jürgen Uphues. Nebenbei bemerkt sei das Haus das einzige Hattinger Denkmal mit einer Rolltreppe.

Das Fachwerk an der Außenfassade ist übrigens nicht original. Die geraden Streben sind nur vorgestellt, Das alte Fachwerk dahinter trägt nicht mehr und ist so schief, wie man es bei einem alten Haus erwarten würde.