Stadt erteilt Baugenehmigung für die Umgestaltung der alten Rewe-Verwaltung. Investor Joachim Kludt ist gebürtiger Hattinger und war bei Rewe beschäftigt
Diese Baugeschichte ist nicht zuletzt auch eine Familiengeschichte und spiegelt Hattinger Historie. Joachim Kludt entreißt die Verwaltungstrakte des 2010 aufgegebenen Rewe-Zentrallagers an der Eickener Straße ihrem Dornröschenschlaf und haucht ihnen neues Leben ein. Touristisches Leben. Der 49-Jährige nimmt drei Millionen Euro in die Hand und baut die marode Gewerbeimmobilie im Beul zu einem Hotel mit angeschlossenem Hostel um. Insgesamt 106 Betten sollen dann wahrscheinlich von Anfang 2017 an für zahlende Gäste bereitstehen.
Im Sitzungszimmer des ehemaligen Rewe-Verwaltungstraktes stehen noch der alte Tisch und die alten Stühle. Joachim Kludts Vater hat oft darauf gesessen. Der hatte 1952 bei der fast 100 Jahre zuvor von Heinrich Hill gegründeten Lebensmittelmarkt-Kette angeheuert. Und auch Sohn Joachim kennt den Raum noch gut. Er trat 1993 ins Unternehmen ein, das da allerdings schon nicht mehr Hill hieß. Als Technischer Leiter für die Region West wickelte Joachim Kludt das Rewe-Zentrallager und damit den gesamten Standort Hattingen ab, ging anschließend in gleicher Funktion nach Köln.
Jetzt hat er gekündigt und wird Hotelier. Auslöser ist nicht zuletzt die Hochzeit eines engen Freundes gewesen. Der hat im Herbst 2013 geheiratet und in Hattingen vergeblich nach Unterbringungsmöglichkeiten für seine Gäste gesucht. Der Mangel an Hotelzimmern wurde zur Geschäftsidee. Und Joachim Kludt erinnerte sich an seine alte Arbeitsstätte: das Rewe-Zentrallager. Mit seinem Freund und beiden Ehefrauen gründete er eine Investitionsgemeinschaft und eine Firma: die Ruhr-Inn Gmbh Hattingen. Auch sein Freund wird seinen Job aufgeben und wie Kludt Geschäftsführer der Bettenburg im Beul. Ein doppeltes Bekenntnis zum Standort Hattingen also.
Vier Gehminuten vom Carré entfernt
Das Hotel wird in den beiden Etagen des langgestreckten, flachen Verwaltungsgebäudes untergebracht. Geplant ist ein Drei-Stern-Garni-Haus im mittleren Preissegment. Das Hostel wird im ersten Obergeschoss des Fünf-Etagen-Baus eingerichtet. Unten plant die Ruhr-Inn GmbH mit einem besonderen Angebot: Zimmern für Rollstuhlfahrer, die in vielen behindertengerechten Einrichtungen immer noch ihre Schwierigkeiten haben. Drei Stockwerke dieses Gebäudes sollen als Ausbaureserve in der Hinterhand gehalten werden. Die Baugenehmigung liegt seit wenigen Tagen vor. Den Hotelbetrieb aufnehmen wollen die Investoren in rund einem Jahr. Zunächst sollen zehn Arbeitsplätze entstehen.
Als die Pläne vor einem halben Jahr bekannt wurden, hatte es kritische Stimmen aus der Politik gegeben. Ein Gewerbegebiet sei kein guter Standort für ein Hotel, hieß es. Und: Der Verkauf nur einer Teilfläche des Rewe-Areals torpedieren die Idee, Beul I von Grund auf neu zu erschließen und mit Beul II zu verbinden.
„Unsinn“, sagt Joachim Kludt. Für eine Verbindungsstraße sei weiterhin Platz genug vorhanden. Und um den Standort als Hotel müsse sich niemand Sorgen machen. „Es ist eine ruhige Lage vier Gehminuten vom Reschop Carré. Wir wissen, dass viele Interessierte Hattingen in zwei, drei Tagen erkunden wollen und rechnen auch mit Rad-Touristen. Hotel und Hostel werden laufen. Das kommt auch der Stadt insgesamt zugute.“
Bleibt die Frage, was aus dem zweiten, weitaus größeren Teil des ehemaligen Rewe-Areals gleich nebenan wird: dem eigentlichen Lager. Joachim Kludt hat von einem weiteren Investor gehört, der auf Indoor-Freizeitspaß setzt.