Hattingen. Der Bredenscheider Thomas Brunne ist Messer-Schmied. Einmal pro Monat leitet er Kurse im Industriemuseum.
Den perfekten Moment erkennt Thomas Brunne an der Farbe des Stahls: hellgelb mit einem Stich ins rötliche muss das Stück Metall sein. Ist es schon fast weiß, kann es verbrennen, ist es noch rot, ist es nicht flexibel genug. Das ist wohl die größte Kunst an diesem Gewerbe“, sagt er, „den richtigen Moment zu erkennen.“ Seit fünfzehn Jahren fertigt der Bredenscheider inzwischen Messerklingen, dazu Griffe aus Horn und Taschen aus Leder.
Während der Messer-Schmied das Stahlstück mit einer Zange in die glühenden Kohlen hält, ist sein Gesichtsausdruck hoch konzentriert. Er ist, wie er selbst sagt, „im Einklang mit dem Feuer und dem Material“. Als der Stahl etwa 1150 Grad Celsius heiß ist, zieht Brunne ihn mit ruhiger Hand und geübtem Griff aus dem Feuer. Auf dem Amboss bearbeitet er das Stück mit einem Hammer, bevor er es erneut ins Feuer hält.“
Seine Arbeiten sind überwiegend Auftragsarbeiten – jedes Stück ein Unikat, in dem etwa 60 bis 70 Arbeitsstunden stecken. Dabei verbindet er im Feuer 180 bis 500 Lagen Material – meist benutzt er Damaszener-Stahl. „Auf meiner Gewerbekarte steht zwar Messer-Schmied“, sagt Brunne lächelnd, „es könnte aber auch Künstler drauf stehen.“
Angefangen hatte alles damit, dass Brunne aus dem Skandinavien-Urlaub Klingen mitbrachte und dafür Griffe und Taschen fertigte. Da der Großvater aber Schmied gewesen war, kam er auf die Idee, diese Klingen selbst herzustellen. „Feuer und der Umgang damit hat mich schon als Kind fasziniert“, sagt er. War er zu Besuch bei seinem Großvater, stibitzte der Enkel häufig den Schlüssel zur Schmiede – „um die Atmosphäre zu spüren“. Nachdem er – zunächst vergeblich – versucht hatte, sich das Klingen-Schmieden selbst beizubringen, ging er bei einem Schwelmer Meister in die Lehre.
Heute unterrichtet er selbst. Einmal pro Monat bietet er im Industriemuseum einen Wochenend-Schmiedekursus an. „Dieses jahrtausendealte Wissen den Leuten zu vermitteln, das finde ich genial. Leider gerät es zunehmend in Vergessenheit.“ Und obwohl die Kurse mehrere Monate im Voraus ausgebucht sind und die Auftragslage gut ist, sagt Thomas Brunne, leben könne er vom Schmieden nicht. „Die Leute achten nicht mehr auf Qualität und kaufen lieber billigen Ramsch, der in der Fabrik hergestellt wurde“, sagt er.