Hattingen. Politiker aus allen beteiligten Städten wollen einen Abriss ebenso vermeiden wie eine Vollsperrung. Bochum bitte Bürger und Ruhr-Uni jetzt um Ideen.
Abriss? Sanierung? Neubau? Vollsperrung? Es sind große Fragezeichen, die zurzeit über der Zukunft der maroden Pontonbrücke zwischen Dahlhausen und Niederwenigern liegen. In der Bezirksvertretung Bochum-Südwest sorgte das Thema jetzt für eine dicke Überraschung: Die von der Stadt Bochum zuvor favorisierte Komplettsperrung der Brücke scheint gar nicht mehr in Stein gemeißelt zu sein. „Ich bin mit meinem Latein am Ende“, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt sichtlich zerknirscht und regt eine Bürgerbeteiligung an. „Jeder, der eine Idee hat, kann uns seine Vorschläge gern zuschicken. Vielleicht ist ein genialer Geistesblitz dabei.“
Um weiter nach konstruktiven und bezahlbaren Lösungen zu suchen, hat das Tiefbauamt zudem Kontakt mit Ingenieurwissenschaftlern der Ruhr-Uni aufgenommen. „Wir haben darum gebeten, dass die Studenten drauf schauen und Ideen entwickeln“, sagt Matten. „Das bringt bestimmt frischen Wind hinein.“
Die Fragezeichen bleiben. So verfolgt der Burgaltendorfer Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel die Lage an der Ruhr mit großer Sorge. „Ich schätze diese Brücke und würde sie sehr vermissen“, sagt der 72-jährige CDU-Politiker, der weiterhin „eine Sanierung im Bestand“ favorisiert und dafür viel Beifall von den Besuchern erhält. „Die Brücke muss vom Verkehr genutzt werden dürfen, mit Ausnahme von Lkw“, steht für ihn fest. „Deswegen müssen wir auch interkommunal arbeiten.“
Helmut Hollmann von der Stadt Hattingen hält die Brücke für „unverzichtbar“ und macht auf die Gefahren für die Umwelt aufmerksam, die entstehen würden, wenn die Autos wegen der Sperrung weite Umwege fahren müssten. „Dies gilt es unbedingt zu vermeiden.“ Irritiert zeigt er sich darüber, dass die Bochumer Stadtverwaltung wegen anstehender Bauarbeiten auf der Lewackerstraße eine zumindest temporäre Sperrung der Brücke angekündigt habe.
Hier hakt auch Manfred Kuhmichel ein: „Die Bauarbeiten dürfen nicht als Vorwand genutzt werden, um die Brücke dauerhaft dicht zu machen.“ Dem entgegnet Christoph Matten, dass eine Vollsperrung während der Baumaßnahme unumgänglich sei.
Bezirksvertreter Hans Neubauer (CDU) regt an, eine Höhenbegrenzung zu überlegen, die Bus- und Pkw-Verkehr zulässt, aber Lkw ausbremst. Solche Schranken könnten vor den Brückeneinfahrten aufgestellt werden. Matten sieht das kritisch: „Höhenbegrenzungen haben sich als relativ schwierig erwiesen.“
Bis Mitte Februar nimmt das Tiefbauamt der Stadt Bochum nun die Vorschläge der Bürger entgegen. Eine Entscheidung soll nicht vor Ende 2016 fallen.