Hattingen. Annedore Methfessel (58) will sich auch nach ihrer Verabschiedung aus der Pfarrstelle für Seelsorge und Beratung für gute Begleitung engagieren.
„Die letzten 15 Jahre meines Dienstes“, hat Annedore Methfessel (58) kürzlich gesagt bei ihrer Verabschiedung aus der Pfarrstelle für Seelsorge und Beratung des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten, „war ich absolut am richtigen Platz.“ Und doch ist sie nun vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Den sie auf ihre eigene Weise interpretiert. Sie werde von nun an „eben nur noch halb so viel, also etwa 35 Wochenstunden, arbeiten“.
Alle paar Wochen einen Gottesdienst zu halten, sagt Annedore Methfessel beim Treffen im Paul-Gerhardt-Haus, wo sie beim Verein für Trauerarbeit Hattingen e.V. im Obergeschoss ein Büro hat, könne sie sich auch im Vorruhestand „gut vorstellen“. Auch Taufen, Beerdigungen, die gesamte pastorale Arbeit dürfe sie trotz Entpflichtung durch Superintendent Ingo Neserke ja nach wie vor durchführen, erklärt sie lächelnd. Vor allem aber will die Theologin sich weiter intensiv um die Trauerarbeit kümmern, die sie im Kirchenkreis und weit über diesen hinaus geprägt, verändert, professionalisiert hat.
Schon früh wurde ihr nämlich bewusst, dass Trauerbegleitung einer fundierten Ausbildung bedarf, wenn sie seelsorgerisch jedem einzelnen Trauernden gerecht werden will. Wenn es gelingen soll, dem Trauernden Halt zu geben, ihm Ermutigung zuzusprechen. Nach ihrem Vikariat absolvierte die Pfarrerstochter so mehrere zusätzliche Seelsorge-Ausbildungen, arbeitete anschließend im Kirchenkreis 15 Jahre lang in der Krankenhausseelsorge. Bis sie nach großer Resonanz auf ein Trauerseminar im Frühjahr 1999 in Hattingen mit zwei Pfarrerskollegen beschloss, die Trauerarbeit hier dauerhaft zu verankern. Das war die Geburtsstunde von „traurig-mutig-stark“, dem Verein für Trauerarbeit.
Kreativ, innovativ und beharrlich
Hunderte Laien und Profis haben die Aus-, Fort- und Weiterbildungen des Vereins bereits durchlaufen, die „zeitgemäß konfessionsübergreifend, interreligiös und interkulturell“ geschieht, wie Geschäftsführerin Annedore Methfessel betont. Sie will sich dabei engagieren dafür, dass noch viele folgen. Kurse und Seminare im Bereich Trauerarbeit – etwa zum Umgang mit Trauernden am Arbeitsplatz oder zur spirituellen Trauerbegleitung – konzipiert sie weiter, arbeitet an neuen Projekten wie einem in 2016 startenden interkulturellen Trauerprojekt für Flüchtlingskinder. Außerdem will die ausgebildete Supervisorin und Lehrsupervisorin auch künftig eigene Weiterbildungen leiten.
Dass bei all’ diesen Plänen am Ende selbst im Vorruhestand zu wenig Zeit für Privates bleibt für ihren Mann Christoph und für ihre Hobbies (vom Kochen über Konzertbesuche bis zum Spanischlernen), diese Sorge indes hat Annedore Methfessel nicht: „Wenn ich mich nicht auch weiter für andere Menschen engagieren könnte, dann würde ich mich vermutlich schon sehr bald langweilen.“
Wie hatten Kollegen und Freunde die Theologin bei ihrer Entwidmungsfeier doch beschrieben? Diese Frau sei kreativ, innovativ, zielstrebig. Und: beharrlich.