Hattingen. . Den Martinszug in Bredenscheid führte Sophia hoch zu Ross an. Die Kinder erinnerten an die Geschichte der Mantelteilung.

Mein Name ist Martin von Tours. Ich bin ziemlich berühmt, ein ganzer Tag wird zu meinen Ehren abgehalten. Am Martinstag entzünden vor allem Kinder ihre Laterne und ziehen durch die Straßen, das Martinslied auf den Lippen: „Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ – und so weiter. Ich bin der Mann, der seinen Mantel mit einem Bettler am Straßenrand teilte. Und dem Jesus danach im Traum erschien. Damals machten sie mich zum Bischof.

Aber zurück zum Martinszug. Einer von ihnen fand auch in Bredenscheid statt. Startpunkt: die Wichernkirche. Heute springt ein Double für mich ein. Und dass der Martin eigentlich eine Martina war, das fiel bestimmt keinem auf. Denn vorneweg ritt Sophia, ein junges Mädchen, mit Helm, rotem Mantel und Schwert. Nur ihre langen Haare lugten hinten aus dem Helm heraus. Aber sonst war die Illusion fast perfekt. Das hätte auch ich sein können. Chicco, ihr Pferd, trippelt nervös hin und her. Wen wundert es? Im Blitzlichtgewitter der Fotografen und mit einer Horde kleiner Laternenträger im Nacken wäre doch jeder nervös geworden.

Die Mütter warnten besorgt ihre Kinder: „Geh nicht zu nah ans Pferd heran.“ Und ein paar Schauergeschichten helfen seit eh und je: „Ich will ja keinen Huf ins Gesicht kriegen“, lenkt einer der kleinen Laternenträger ein. Gott sei Dank brennt in den vielen Laternen heute ein elektrisches Licht. Aber noch vor wenigen Jahren flackerten echte Kerzenflammen in den Laternen, die auch dieses Mal in allen erdenklichen Formen und Farben zu finden waren. Quadratisch und rund, mit Sonne, Mond und Sternen. Oder in Form eines Schafs – für eine Laterne eher unpraktisch. Aber recht hübsch anzusehen. Damals fingen die Laternen aber recht schnell Feuer.

Zielort des Martinszugs in Bredenscheid, den ein Musikzug begleitete, war die Kirche Sankt Mariä Empfängnis. „Wir laufen im Kreis, da ist ja schon wieder die Kirche“, reklamierte ein Mädchen. „Das ist doch eine ganz andere“, wies sie einer ihrer Freunde zurecht. Ein warmes Lagerfeuer empfing die Gruppe dort. Auch Stutenkerle warteten darauf, verkauft zu werden.

Die Kinder spielten noch einmal meine Geschichte nach. Die sechsjährige Luisa fasste sie knapp zusammen: „Und dann traf Martin den Bettler und zog sein Schwert.“ Oh, was soll ich getan haben? Luisa beruhigte mich. „Nein, seinen Mantel zu teilen.“ Das klang schon besser. Ihr gefiel der Martinsumzug jedenfalls richtig gut.