Hattingen. Leif-Sören Buda macht bei der evangelischen Kirche eine Ausbildung zum Prädikanten. Nach Abschluss darf der Ehrenamtler selbst Gottesdienste leiten.
So mancher Gottesdienstbesucher mag sich verwundert die Augen gerieben haben, als an einem Sonntag im vergangenen September ein Laie anstelle des Pfarrers oder der Pfarrerin die Predigt in der evangelischen Kirche in Winz-Baak hielt.
Doch es hatte alles seine Richtigkeit: Leif-Sören Buda (29) wird von der Kirche in diesem Jahr als Prädikant ausgebildet. So nennt die Evangelische Kirche ehrenamtliche Laienprediger. „Wir dürfen Gottesdienste eigenständig leiten und die Verwaltung der Sakramente Abendmahl und Taufe übernehmen“, sagt Buda. Darüber hinaus dürfe er auch Beerdigungen und Trauungen durchführen sowie einen Talar tragen, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen habe und die Kirche ihn als Prädikanten beauftragt habe. „Im Gottesdienst sehe ich dann aus wie ein Pfarrer und mache auch das, was ein Pfarrer macht“, sagt Buda. Mit allen weiteren Aufgaben eines Pfarrers wie der Seelsorge, Konfirmandenbetreuung oder Verwaltung habe er als Ehrenamtler nichts zu tun.
Die evangelische Kirche habe das Amt des Prädikanten vor vielen Jahren eingeführt, weil es zu einem ihrer Hauptgedanken passe: dem „Priestertum aller Gläubigen“, sagt Pfarrer Bodo Steinhauer. „Wir gehen davon aus, dass jeder Gläubige predigen kann, weil jeder von seinem Glauben erzählen kann“, so Steinhauer. Leif-Sören Buda sei der erste, der die Möglichkeit dieser Ausbildung in evangelischen Kirchengemeinde Winz-Baak wahrnehme und auch im Umkreis sei dies selten. „Wir freuen uns, dass er das macht“, sagt Steinhauer.
Er sei in der Gemeinde aufgewachsen und vom Besuch des Jugendtreffpunkts über die Tätigkeit als Jugendmitarbeiter bis zum Mitspielen in der Gottesdienstband viele Stationen durchlaufen, erzählt Buda. „Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht Texte im Gottesdienst lesen möchte und wurde dann in den Lektorendienst eingebunden“, sagt er. Und schließlich habe ihm ein Pfarrer vorgeschlagen, ob er nicht die Ausbildung zum Prädikanten mache wolle. „Pfarrer und Presbyterium fanden das gut, also habe ich das gemacht“, sagt Buda.
Seminare, Mentoring und Coaching
Seit Januar bis zum Ende dieses Jahres besucht er nun acht Wochenendseminare. Neben einer Einführung in die Predigt- und Sakramentslehre lernt er, wie man Predigten und Gottesdienstentwürfe verfasst. Mentor Bodo Steinhauer erklärt ihm die Abläufe in der Gemeinde Winz-Baak. Außerdem werde er von einem externen, als „Gottesdienstcoach“ ausgebildeten Pfarrer geschult. „Da geht es darum, wie man sich zur Gemeinde hinstellt, wie schnell man spricht oder welche Haltung man einnimmt“, erklärt Buda.
Parallel dazu übernimmt er Stück für Stück immer mehr Aufgaben in der Gemeinde in Winz-Baak. So wird er auch am zweiten Advent die Predigt im Gottesdienst halten. Schon seine erste Predigt im September sei eine „tolle Erfahrung“ gewesen, sagt der 29-Jährige, der beruflich als Lehrer tätig ist. „Ich fand es aufregend, meine persönliche Sicht der Dinge darzustellen“; sagt Buda. Er will nicht mit dem mahnenden Finger predigen. „Ich möchte den Menschen lieber von meinen eigenen, alltäglichen Erfahrungen mit dem Glauben erzählen“, sagt er. Zum Beispiel, dass er keine Angst habe, wenn er im Dunkeln durch die Stadt gehe. „Gott gibt Sicherheit“, sagt er.
Leif-Sören Buda hofft, dass er mit einem anderen Verständnis von Alltagssituationen als ein Pfarrer eine Bereicherung für die Gemeinde sein kann. Denn auch für ihn sei die Aufgabe als Prädikant eine Bereicherung. „Ich freue mich schon darauf, den Gottesdienst zu leiten, zum ersten Mal ein Kind zu taufen und irgendwann ein Paar zu trauen“, sagt er. Er sehe seine Aufgabe darin, einen Unterschied in die Welt zu bringen – „so wie ich den Menschen bei jeder Predigt ein Stück von mir mitgebe.“