Hattingen. . Das Gemeindeamt Welper steht unter Denkmalschutz und inzwischen zu großen Teilen leer. Dabei war es in der Geschichte des Ortsteils schon immer eine wichtige Anlaufstelle.
Das Haus hat schon bessere Tage gesehen. Durch das Dach tropft es zum Teil hinein, von den Schlagläden blättert die Farbe ab und auch der Rasen hinter dem Haus ist schon länger nicht gemäht worden. Ein großer Teil des Gebäudes steht zudem leer. Dennoch spielt es für Welper eine wichtige Rolle und Ortsbürgermeister Dieter Oxfort kämpfte vor wenigen Jahren dafür, dass das Gemeindeamt unter Denkmalschutz gestellt wird. Und schon jetzt kann die Stadt einen Teil der Fläche als dringend benötigten Platz für Flüchtlinge gut gebrauchen.
Das Gemeindeamt Welper wurde am 20. Januar 1928 eingeweiht. Ziel war es damals, nicht nur ein Verwaltungsgebäude zu schaffen, sondern auch eine Fürsorgestelle. Entsprechend bestand der Bau auch aus diesen zwei Abteilungen, mit Schwerpunkt auf der Fürsorge – für Säuglinge, für die „Lungenfürsorge“, es gab einen Röntgenraum, Labore, einen Desinfektionsraum und eine Dunkelkammer. Außerdem, so berichtet die Hattinger Zeitung kurz vor der Eröffnung, befinden sich im haus drei Wohnen, „die vom Architekten so gebaut sind, dass sie bei Bedarf sofort in Büroräume umgewandelt werden können“.
Impfungen im Gesundheitsamt
An das Gesundheitsamt erinnert sich Dieter Oxfort noch gut. „Dort sind wir mit den Kindern gewesen, denn da gab es die Impfungen“, sagt er. Heute befindet sich an dieser Stelle die Polizeistation. Im Jahr 1991 sind die Bezirksbeamten in das Gebäude gezogen.
Überhaupt ist heute vieles anders als damals. Dabei ist das Gemeindeamt der am wenigsten veränderte Bau des Architekten Georg Metzendorf in Hattingen. Der gestaltete auch die Gartenstadt, aber dort gab es im Laufe der Jahre viele Veränderungen. Nach der kommunalen Neuordnung wurde das Gebäude als Zwischenarchiv für unzählige Akten genutzt – ab 1974. Komplett zog das Stadtarchiv erst 1993 ein und blieb für 20 Jahre. Was zum Auszug führte: „Dort unten gibt es Backsteinfußböden und wenn es regnet, steigt Wasser auf“, sagt Archivar Thomas Weiß. Er weiß auch, dass die Volkszählung im Jahr 1987 vom Gemeindeamt aus geleitet wurde.
Im alten Ratssaal ist die Holzvertäfelung erhalten. „Die wollten sie abreißen, aber ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt“, erinnert sich Dieter Oxfort. Dort, wo jetzt regelmäßig Gruppenangebote stattfinden und der Mittagstisch angeboten wird, lohnt auch ein Blick nach oben. Die Deckengemälde zeigen acht verschiedene Handwerkssymbole. Original sind auch die Fenster. Deshalb sei es zugig im Haus, sagt Oxfort und: „Da ist keins wie das andere. Es gibt Unterschiede von einem bis drei Zentimetern zwischen den Fenstern.“
Weil die Sanierungskosten hoch wären, sollte das Gemeindeamt verkauft werden. Von diesem Plan rückte die Stadt im vergangenen Jahr ab, um zu prüfen, ob dort Asylbewerber untergebracht werden können. Inzwischen wohnen in der Hausmeisterwohnung neun Flüchtlinge. Der Verkauf ist vorerst vom Tisch. Dieter Oxfort freut es, denn er bescheinigt dem alten Haus, eine große Bedeutung als zentraler Treffpunkt in Welper – und das nicht nur, weil er dort sein Büro hat.