Hattingen. Mädchen und Jungen aus Albanien, dem Kosovo und dem Kongo üben im Südstadtbad, sich über Wasser zu halten. DLRG unterstützt die Kurse.

Sie sind geflohen aus ihren Heimatländern, wohnen aktuell in Hattingen in den Flüchtlingsunterkünften an der Alten Feuerwache oder an der Werksstraße. Von dort holt Carsten Herbertz (56) sie einmal in der Woche ab: Mädchen und Jungen aus Albanien, dem Kosovo, dem Kongo -- zum Schwimmunterricht im Südstadtbad.

Den Vorsatz, Flüchtlingskindern das Schwimmen beizubringen, hatte Herbertz, Vorsitzender des Südstadtbad-Fördervereins, schon länger gefasst. Die bundesweit 336 Todesfälle durch Ertrinken bis Mitte August 2015 – darunter 24 Flüchtlinge – sowie die Tatsache, dass viele Flüchtlingskinder nicht schwimmen können, waren wesentliche Anstöße dafür. Doch allein stemmen konnte der Südstadtbad-Förderverein – der sich seit Jahren darum kümmert, Hattinger Kinder schwimmfähig zu machen – das Projekt nicht.

Herbertz wandte sich daher an alle örtlichen Sportvereine mit der Bitte um Unterstützung – und fand in der DLRG Hattingen/Blankenstein kompetente Hilfe. Neun Schwimmausbilder und -helfer sind nun seit Kurzem im Südstadtbad im Einsatz, um jungen Flüchtlingskindern samstagsnachmittags beizubringen, sich über Wasser zu halten – außerhalb des normalem Betriebs. Und kostenlos, natürlich.

Projekt-Ausbau ist geplant

„Wasser ist nun einmal ein tödliches Element“, betont Herbertz.“ Und die Ruhr, an der Hattingen ja liegt, sei ein nicht ungefährliches Gewässer. Umso wichtiger sei es von daher, dass Kinder, „wenn sie einmal in die Ruhr fallen sollten, schwimmen können, um nicht sofort zu ertrinken“.

Wie vor einigen Wochen offenbar ein 21-jähriger Flüchtling aus dem Irak, der in der Ruhr bei Wetter beim Baden verunglückte, wie Steffen Diße, Katastrophenschutzbeauftragter der DLRG Hattingen/Blankenstein, noch gut in Erinnerung ist. Dass die Lebensretter ein Projekt wie das des Südstadtbad-Vereins unterstützen, sei von daher selbstverständlich. „Wo immer wir helfen können, tun wir das gerne.“

Bislang neun Flüchtlingskinder zwischen sieben und zehn Jahren lernen also nun im Südstadtbad schwimmen – die meisten der Teilnehmer, betont Carsten Herbertz, sprechen Deutsch. Und ansonsten machen die Ausbilder die fürs Brustschwimmen erforderlichen Arm- und Beinbewegungen halt einfach am Beckenrand vor.

Die Schwimmkurse für Flüchtlingskinder, so Herbertz, sollen übrigens fortlaufend angeboten werden; die samstäglichen Kindergeburtstage, mit denen der Verein jedes Mal 60 Euro eingenommen hat, sind fürs Erste gestrichen. Herbertz will das Schwimmprojekt vielmehr weiter ausbauen: Auch jugendliche und erwachsene Flüchtlinge, hofft er, werden bald an der Goethestraße schwimmen lernen.