Hattingen. . Das denkmalgeschützte Gebäude wurde möglichst originalgetreu restauriert und umgebaut. Dabei kam sogar ein Fleischklopfer zum Einsatz und ein verborgenes Zimmer tauchte wieder auf.

Er war ein Knotenpunkt für Reisende. Am 15. Dezember fuhr der erste Zug bis nach Hattingen. Zur Feier des Tages sollten die Bürger der Stadt ihre Häuser mit Fahnen schmücken. Und auch der neue Hattinger Bahnhof war festlich dekoriert. 146 Jahre ist das jetzt her. ­Inzwischen sind die Reisenden mit ihren Koffern verschwunden . Doch das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude gibt es noch. Heute gehört das Sandsteinbau einem, der sich für die alten Mauern begeistert und alles wieder in Schuss gebracht hat. Dabei stießt Lothar G. Stalter auf einen verborgenden Raum und viele Erinnerungen.

„Ja klar kenne ich den Bahnhof noch“, sagt der Immobilienmakler Stalter. „Ich bin hier früher selbst mit meiner Mutter abgefahren.“ Er führt durch die Räume in denen heute die Fabbrica Hattingen beheimatet ist und erzählt: Von dem langen Flur zu den Wartesälen, den es hier gab. Heute geht es dort zur Küche der Fabricca. Im Raum in dem heute die Theke steht, warteten einst die Fahrgäste der zweiten Klasse, weiter hinten die der ersten Klasse. „Das erkennt man auch noch am Stuck“, weiß Stalter. Während es in der zweiten Klasse halbrunde Verzierungen an den Decken gab, waren es in der ersten Klasse aufwändigere. „Das ist auch heute noch erkennbar.“

Nicht mehr vorhanden ist der Anbau in dem sich die Kofferannahme befand. Auch vom einstigen Fahrkartenschalter ahnt man nicht mehr viel. Der war 1954 modernisiert worden, erhielt eine große Glaswand und zwei Ausgaben.

Verkauf im Jahr 2000

1987 hatte der Anfang vom Ende des Bahnhofs begonnen – mit der Verlegung der Fahrkartenausgabe zum S-Bahn-Halt Reschop. Auch die Dienststelle in der ersten Etage wurde ausgelagert. Was blieb, war die Bahnhofsgaststätte. Drei Jahre später wurde beschlossen, dass Gebäude zu verkaufen. Lothar G. Stalter kaufte es im Jahr 2000.

Und bei der Renovierung, die insgesamt zwei Jahre dauerte, entdeckte er Spuren der alten Nutzung. So befand sich im ersten Stock, dort wo die Bahnmeisterei untergebracht war noch die Badewanne der zugehörigen Wohnung. Im Erdgeschoss stellte der Makler fest, dass ein Raum offenbar fehlte. „Wir dachten schon an das Bernsteinzimmer und haben die Wand aufgeklopft“, lacht Stalter. Was er fand, waren aber keine Reichtümer, sondern lediglich ein kleines Zimmer mit einem tropfenden Wasserhahn und einem Waschbecken.

Auch an der Fassade sind die Spuren der Geschichte noch zu sehen – in Form hunderter Einschusslöcher. „Die wurden mit Kitt zugeschmiert und dann mit einem Fleischklopfer das Muster hergestellt“, verrät Stalter. Und tatsächlich erkennt man ein regelmäßig Muster, schaut man sich die Fassade an diesen Stellen einmal ganz genau an.