Hattingen. . Das „Elterntaxi“ zur Schule ist bequem, aber wegen des Verkehrschaos gefährlich. Zwei Schulen versuchen das in den Griff zu bekommen
Jeder, der Kinder im Grundschulalter hat, kennt es: Das allmorgendliche Verkehrschaos um kurz vor acht vor der Schule. Die Gemeinschaftsgrundschule Bredenscheid hat dieses Dilemma nun zum Anlass genommen, an den bundesweiten Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ teilzunehmen, um so das morgendliche Durcheinander vor Schule und gegenüberliegendem Kindergarten in den Griff zu bekommen. „Es ist sehr chaotisch, jeden Morgen und jeden Mittag“, sagt Schulleiterin Andrea Pepping. „Da wird um Parkplätze gerungen, auf Gehwegen und am Wendehammer gehalten, geparkt und gewendet. Mit unserer Aktion wollen wir die Situation entzerren.“
Zaubersterne als Anreiz
In der Woche vor den Herbstferien bekam die erste und zweite Klasse deswegen Besuch von Polizeihauptkommissar Thomas Reinhardt. Über die übliche Verkehrserziehung hinaus, die ohnehin an allen Grundschulen und Kindergärten einmal im Jahr stattfindet, zeigte er den Kindern verkehrsberuhigte Punkte in der Nähe der Schule, zum Beispiel den Wanderparkplatz am Ortseingang. Dort können sich die Kinder von ihren Eltern absetzen lassen und die letzten Minuten zu Fuß zur Schule gehen. Das habe auch den Vorteil, dass die Kinder morgens wacher in der Schule ankommen, weil ihr erstes Mitteilungs- und Bewegungsbedürfnis gestillt ist, sagt Schulleiterin Pepping. Damit auch viele mitmachen, hat die Schule ein Belohnungssystem eingeführt: Jedes Kind kann pro Tag vier Zaubersterne gewinnen, wenn es den Hin- und Rückweg (zumindest teilweise) zu Fuß geht und dabei seine gelbe Warnweste trägt. Bei 1000 Sternen pro Klasse gibt es eine doppelte Pause, eine Spielstunde oder hausaufgabenfrei. Joshua (6 Jahre) findet das gut, „Hausaufgaben sind doch ganz schön lästig“, sagt er und läuft jetzt jeden Morgen zur Bushaltestelle, statt sich bringen zu lassen.
Auch an der Grundschule Bruchfeld kennt man das Verkehrsproblem. Deswegen hat Schulleiterin Anne Buschmann schon vor inzwischen sieben Jahren den „Walking Bus“ eingeführt. Die Kinder können sich drei verschiedenen Linien anschließen und in Begleitung von Eltern gemeinsam zur Schule laufen. Leider gebe es zur Zeit nur fünf bis zehn Kinder pro Linie, berichtet Buschmann. „Die Eltern bringen ihre Kinder in Gefahr, indem sie sie eben nur rauslassen“, sagt sie. Sie glaubt, viele machten das aus Bequemlichkeit. Auch ein Belohnsystem hat bisher wenig geholfen. „Dabei macht es einfach Spaß, mit anderen Kindern zu laufen und sich zu unterhalten“, sagen die Zwillinge Mieke und Femke (9 Jahre), die seit der ersten Klasse jeden Morgen zur Schule laufen.