Der irische Rocker überzeugt beim Zeltfestival mit viel Publikumsnähe, sympathischem Akzent, seinen romantischen Hits und laszivem Hüftschwung.

„Hach, was ist der schön!“ Als Rea Garvey die Bühne im ausverkauften Sparkassenzelt am Kemnader See betrat waren es vor allem die weiblichen Fans, die dem 42-Jährigen am lautesten zujubelten. „Pride“ heißt sein aktuelles Soloalbum, bereits das zweite seit der Auflösung seiner Band Reamonn 2010. Stolz machen wollte der irische Softrocker mit dem zweistündigen Konzert auch seine Fans. Und dafür hatte er sich eine kleine Überraschung ausgedacht.

Vom ersten Song, der Single „Oh My Love“, an legte sich Rea in engen Jeans und Lederjacke für sein Publikum richtig ins Zeug. So sehr, dass ihm beim zweiten Song „Can’t Say No“ schon eine Saite seiner Akustikgitarre riss. Aber lange aufhalten konnte ihn das nicht. Als er beim Gitarrenwechsel dann noch die Lederjacke ablegte, sich mit seinem Akzent beim Publikum entschuldigte und im verschwitzen T-Shirt über die Bühne tanzte. Da wollte auch im Zelt niemand nicht mehr „Nein“ sagen.

Familie als größter Wert

Die Rock-Pop-Songs mit den romantischen oder lebensbejahenden Botschaften scheinen dabei vor allem Zuschauer ab 30 Jahren zu faszinieren, die seine Werte teilen: „Das größte Ziel, das man erreichen kann, ist für seine Familie zu sorgen“, erklärte Garvey als Ankündigung für das Lied „Candlelight“, das er für sein großes Vorbild, seinen Vater, geschrieben habe. „Er hat mir gesagt: Aufgeben ist keine Option. Du musst dich durchkämpfen.“

Auch für seinen Umzug nach Deutschland habe es Mut gebraucht, doch man habe ihn mit breiten Armen und „großen Herzen“ hier empfangen. Und mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation fügte Rea Garvey hinzu: „In jedem Land gibt es Idioten. Aber wenn die laut sind, dann müssen wir lauter sein!“ Keine Frage, das konnte das Zelt.

Spätestens als Rea Garvey als große Überraschung die Bühne verließ und in Begleitung eines Security-Manns plötzlich mitten durchs Publikum lief atmete so manch eine Dame schneller. Dutzende Hände streckten sich nach ihm aus. Einen Zwischenstopp legte der Sänger aber erst auf der kleinen Tribüne ein, die für Rollstuhlfahrer reserviert war, und schüttelte dort höflich jede Hand, bevor er sich weiter singend seinen Weg durch das Zelt bahnte.

Zurück auf der Bühne kostete er bis zur letzten Minute seinen Auftritt im Zelt aus, „bis mich die Polizei gleich runter holt“. Mehrere Zugaben gab es, schließlich noch die letzten lasziven Hüftschwünge hinter dem Mikrofonständer... „Oh My Love!“