Hattingen. . Der Auerhof steht unter Denkmalschutz. Probleme bei der Neugestaltung macht aber der Bebauungsplan. Jetzt könnten dort zum Teil altengerechte Wohnungen entstehen.

Was Sträucher langsam zuwuchern, war ein prächtiger Hof. Ein großes Wohnhaus, Ställe, eine mächtige Scheune und das Kutscherhaus gruppieren sich um die große Linde im Hof. Im Sonnenschein ist es ein lauschiger Ort, für andere ist der Auerhof ein schaurig-schöner Ort der Angst und für Volker Schumann eine Herzenssache, die ihm Kopfzerbrechen bereitet.

Vermutlich bereits im 15. Jahrhundert befand sich an der heutigen Felderbachstraße 80-83 eine Siedlungsstelle. Die Hofanlage ist auf das Jahr 1891 datiert, wahrscheinlich aber sogar älter. Zu dem Bauernhof, der zur Gutsanlage weiterentwickelt wurde, gehörte einst auch eine eigene Mühle.

Schumann, dem das Gestüt Gut Flehinghaus gehört, kaufte den unter Denkmalschutz stehenden Gutshof vor etwa drei Jahren. Seitdem versucht er, eine geeignete Verwendung für die 200 Hektar Boden und etwa 900 Quadratmeter überdachte Wohnfläche zu finden. „Die Grundsubstanz ist sehr gut“, sagt er. Vieles könnte er sich deshalb vorstellen: einen Hofladen, ein Eiscafé im Kutscherhaus mit Stühlen im gemütlichen Hof unter der Linde, ein Frühstückshotel mit Café, eine Veranstaltungsscheune für Hochzeiten oder andere Feiern. Selbst ein Pferdemuseum überlegte er hier einzurichten.

Allein, der Bebauungsplan und der sogenannte „Orientierungsplan Hügelland“ sehen eine solche Nutzung nicht vor. Schon ein Investor, der neben einer Natur-Akademie Gastronomie, einen Hofladen und Gästezimmer einrichten wollte, scheiterte daran. „Eine Neuentwicklung touristischer Ankerpunkte mit starkem Besucherverkehren sollte vermieden werden“, heißt es im Orientierungsplan der Verwaltung von 2009.

Schumanns neue Idee: Er will altengerechte Wohnungen schaffen und Gästewohnungen – exklusiv für Kunden seines Gestüts. Für die alten Stallanlagen, die Schumann begeistern, gibt es noch keine Lösungen. „Die Tröge sind alle original. Ich finde es faszinierend, dass das noch erhalten ist“, schwärmt er und ergänzt enttäuscht: „Ich will den Leuten dieses Denkmal zeigen und zugänglich machen, aber die Stadt befürchtet noch mehr Verkehr.“

In den vergangen Jahren tat sich auf dem Auerhof deshalb wenig. Und das lockte auch seltsame Gestalten an – Vermummte mit Kerzen oder Abenteurer, die nachts den Nervenkitzel suchten. Durch die ungebetenen Gäste ging einiges zu Bruch. Ein Nebengebäude wurde gar angezündet.

Seit einiger Zeit ist eine Wohnung auf dem Hof aber wieder bewohnt. Früher habe schon der Onkel des jetzigen Mieters hier gelebt, weiß Schumann. Und der hat damals die Balken freigelegt und in mühsamer Kleinarbeit 27 Schichten Farbe von den Türen gekratzt. Im Idyll stören heute allerdings dreiste Passanten, die es sich ungebeten auf der Terrasse oder im Garten gemütlich machen. Und die Fahrer der Autoclub-Rallyes, die des Öfteren am Auerhof eine Aufgabe lösen sollen: Wer wird hier gesegnet? Die Bewohner antworten jetzt einmal offiziell für alle: „die hier gehen ein und aus“.